: Zwitschern oder Krachen
NATUR-SCHUTZ
Man darf kein Feuer in einem Naturschutzgebiet anzünden – das ist bekannt. Dass man ein Feuerwerk daneben krachen lassen darf – das glaubt doch keiner. Das wird aber am Sonntag auf der ostfriesischen Insel Langeoog passieren.
Seit 37 Jahren feiern die Inselbewohner im Sommer das traditionelle Dorffest – „Dörpfest“. Das Fest richtet sich auch an die vielen Touristen, die dort im Wattenmeer ihren Urlaub verbringen. Zum Festabschluss wird es ein großes Feuerwerk am Strand geben – dazu werden wohl ungefähr 2.000 Menschen kommen, mehr als die normale Inselbevölkerung.
Das Feuerwerk wird von einer privaten Initiative eines Inselvereins organisiert. Es wurde vom dortigen Verwaltungsausschuss genehmigt – „im Interesse der Bevölkerung und der Wirtschaft“, sagt Langeoogs Bürgermeister Uwe Garrels. Leider wird der Naturschutz aber nicht berücksichtigt. Umweltschützer und Wattenrat sorgen sich darum um den Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“, und besonders um die Vögel, die gerade mitten in der Brutzeit stecken.
Nur 30 Meter von der Parkgrenze entfernt soll das Feuerwerk gezündet werden. Nach diesem kleinen Abstand beginnt die sogenannte Erholungszone: Da darf man zum Beispiel baden gehen, laute Tätigkeiten sollten jedoch vermeiden werden. Weiter, circa 200 Meter entfernt, beginnt die strenge Schutzzone.
Das ist aber für den Bürgermeister nicht problematisch – und im Bezug auf die Genehmigung sagt er: „Das ist kein rechtswidriger Beschluss.“ Die Veranstaltung findet tatsächlich auf einer Gemeindefläche statt – und bedeutet für die Behörden keine Störung des Naturschutzgebietes. Es bleibt trotzdem schwierig zu glauben, dass ein Feuerwerk keine Unruhe unter den zahlreichen Vögeln verursachen wird.
Die Gelegenheit zu einem Spaziergang in der Ruhe der Natur wird am heutigen Samstag noch geboten. Mit dem Titel „Endspurt im Brutgeschäft“ findet eine ornithologische Tour durch den Park statt: noch nicht zu spät, um die Vögel zwitschern zu hören. ANNA DOTTI
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen