Grüne Oase im Asphaltmeer

Kleingarten Zwischen Gemüsebeeten und Stauden bahnt sich ein Generationswechsel an

Knupperkirschen leuchten im Sonnenlicht. Aus dem Beet lugt Mangold und Hummeln laben sich am Rittersporn. Schrebergärten sind grüne Oasen im Beton- und Asphaltmeer. Die Lust auf die eigene Parzelle ist ungebrochen.

Bundesweit haben die Kleingartenvereine rund eine Million Mitglieder. In Niedersachsen sind es laut Landesverband rund 67.500, im Land Bremen knapp 17.000. „Kleingärten bilden den kompletten Spiegel der Gesellschaft ab, es gibt alles“, sagt Birgit Drechsler, Geschäftsführerin des Verbandes der Gartenfreunde Bremen. Unter den Pächtern finden sich zunehmend junge Familien. Das bestätigt auch Jürgen Roemer vom Landesverband der Niedersächsischen Gartenfreunde. „In vielen Städten gibt es Wartelisten.“ Die Lust auf die eigene Parzelle hat auch etwas mit dem Wunsch nach gesunder Ernährung zu tun. „Man will den Kindern zeigen, wo es herkommt“, sagt Drechsler.

„Der Kleingarten ist eine Erweiterung des Lebensraums, gerade in großen Städten“, sagt der Landesfachberater der Bremer Gartenfreunde, Hartmut Clemen. „Die Leute entschleunigen dann auch. Gerade die Leute, die den ganzen Tag am PC hängen.“ In der Euphorie unterschätze manch Neuling den mit einer Parzelle verbundenen Aufwand.

„Viele haben nicht die Vorstellung, dass das so viel Arbeit macht. Mit Familie und voll berufstätig, da sind sie mit 300 bis 500 Quadratmetern gut bedient“, so Clemen. Ein Drittel der Parzelle muss laut Bundeskleingartengesetz für den Anbau von Obst, Gemüse oder Stauden genutzt werden. Die Pachtpreise sind gedeckelt und richten sich nach dem Erwerbsgartenbau.

In den 60er- bis 80er-Jahren seien „Spritzlisten“ noch gang und gäbe gewesen, sagt Clemen. Mittlerweile ist der Einsatz von Pestiziden verpönt. „Was man wahrnimmt an Chemie ist marginal. Fast alle verzichten darauf, weil sie den Unterschied wollen“, sagt Roemer. In vielen Gartenordnungen sei der Einsatz ausdrücklich verboten, beispielsweise in Hannover.

„Es gibt genug andere, biologische Mittel“, sagt Clemen. Ackerschachtelhalmtee etwa sei ein effektives Mittel gegen den Mehltau. Mit den jungen Hobbygärtnern steigt auch das Interesse an alten, regionalen Sorten. Auch die Herkunft des Saatguts liege vielen am Herzen, sagt Clemen. (dpa)