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Ende eines großen Spiels

ABGANG Lionel Messi verabschiedet sich aus der argentinischen Nationalmannschaft

von David Joram

Fußball an sich, das reine, unverfälschte Spiel, ist eine schöne Sache. Lionel Messi beherrscht es perfekt. Wahrscheinlich gibt es nur zwei Kicker, die jemals besser waren – sofern sie es überhaupt waren: Edson Arantes do Nascimento und Diego Armando Maradona. Ersterer ist besser bekannt als Pelé, Letzterer sagte einst: „Lionel Messi wird besser, als ich es je war!“

Die Aussage stammt noch aus der Zeit vor dem WM-Finale 2014, als ein ganzes Land der Albiceleste den Titel wünschte. Der Ausgang ist bekannt.

Man darf annehmen, dass Maradona, der als Lästerer sondergleichen gilt, seine Meinung längst geändert hat. Keiner kann über Maradonas Thron schweben, wenn er nicht mindestens einmal den Weltmeisterpokal in den Nachthimmel gereckt hat. Messis Hände – so viel steht seit dem späten Sonntagabend von East Rutherford, New Jersey, fest – werden den goldenen Cup nicht mehr berühren. Der größte Fußballer unserer Zeit hat seine Karriere im Natio­nalteam beendet.

Mit 29 Jahren. Nach einem verlorenen Copa-América-Finale gegen Chile, dem dritten bereits. Diesmal: 2:4 nach Elfmeterschießen, den ersten argentinischen Schuss führte Messi aus. Er zielte zu hoch.

Das passt in jenes gerne skizzierte Bild der Hassliebe, die den kleinen Messi mit der großen Fußballnation Argentinien verbindet. Häufig schien es, als nutze Messi die Auftritte im Nationalteam, um für den FC Barcelona zu regenieren.

In Katalonien beweist er dagegen seit zwölf Jahren, wie unvergänglich Kunst sein kann. In jeder Ballstreicheleinheit zeigt sich seine Liebe zu jenem Verein, dem er alles verdankt.

Stichwort: Hormonbehandlung, deren Kosten Barça übernahm. Hier kümmerte man sich auch sonst um alles, was den kleinen Floh, La Pulga, betraf. Die Jugendtrainer hatten sein Talent früh erkannt und gefördert. In Argentinien, so heißt es, hätten ihn die Nachwuchstrainer indes für zu klein befunden. Wäre Messi dort geblieben, gäbe es diesen genialen Fußballer ziemlich sicher nicht.

Messi hat den ­Anspruch, der ­Allergrößte zu ­werden, aufgegeben

So aber reifte Messi zur Perfektion des Spiels. Und wenn es allein um die reine Schönheit des kindlichen Spiels ginge – ja, da wäre Messi der Allergrößte. Ein Bolzplatzheld im großen Stadion, technisch allen überlegen. Für die mythisch anmutende Fußballwelt gilt das nicht. Alles, was außerhalb des Platzes geschieht, hat ebenso Einfluss darauf, ob Spieler zur Legende oder sogar zum Mythos werden.

Nur entzieht sich diese Außenwelt Messis Kontrolle. In Panama soll er eine Briefkastenfirma besitzen, fand die Süddeutsche heraus. Vor Gericht musste er sich jüngst wegen alter Steuervergehen in Spanien verantworten. Das Problem dabei: Messi hat von alldem keine Ahnung. Das kann man ihm nicht vorwerfen. Ebenso wenig seinen Umgang mit der Öffentlichkeit. Wortkarg ist er, lässt lieber Taten sprechen. Das reicht für Barcelona und die Fans, die ihn mit „Messi, Messi“-Sprechchören feiern. Den Argentiniern reicht das nicht. Nur ein großer Titel zählt.

„Das sind vier verlorene Finals. Ich habe hart gearbeitet, ein Titel mit der Nationalmannschaft war das, was ich am meisten wollte. Aber es sollte nicht sein. Deshalb ist es nun vorbei“, sagte Messi. Er wird das Kapitel abschließen, auf tragische Weise und doch glücklich, weil er des ewigen Kämpfens müde ist. Für Barcelona wird er viele weitere Tore schießen. Und sich vielleicht noch verbessern. Den Anspruch, der Allergrößte unter den Größten zu werden, hat er mit seinem Rücktritt aus der Nationalelf aber aufgegeben.

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