Die Tennis-Verdrängung

ARENA Hamburgs Tennisanlage am Rothenbaum soll aufgehübscht werden – mit zwei Hockeyplätzen

Von „marode“ oder „sanierungsbedürftig“ war in Berichten oft zu lesen, wenn es um den Zustand der Tennisanlage am Hamburger Rothenbaum ging. So etwas erweckt bei all jenen, die noch nie dort gewesen sind, womöglich den Eindruck, dass dort noch eine Holztribüne aus den alten Zeiten steht, dass es hier knarzt und dort quietscht.

Dies ist aber nicht der Fall. Ende der 80er-Jahre wurde der Center Court auf ein Fassungsvermögen von 10.000 Zuschauern ausgebaut. Ende 1997 war ein weiteres Mal eine Vergrößerung geschafft. Der Center Court wurde auf 13.200 Plätze erweitert, hinzu kam ein mobiles Dach, das vom Hamburger Wetter unabhängiger machte. Umgerechnet zehn Millionen Euro kostete das.

Dennoch ist es so, dass die Anlage ein weiteres Mal erheblich aufgehübscht werden soll. Der Rothenbaum setzt zum Sprung in die Moderne an, der einiges kostet. Als treibende Kraft dahinter steht der Hockeyverein Club an der Alster, der Pächter der Anlage. Folgendes ist geplant: An der Ecke Hallerstraße/Rothenbaumchaussee soll als Kernstück eine neue Sportarena entstehen, bei welcher die untere Ebene des Gebäudes fünf Meter in die Tiefe eingelassen werden soll. Dadurch soll bei Veranstaltungen viel an Lautstärke geschluckt werden.

„Es ist uns wichtig, dass wir bei dem Projekt die Anlieger mitnehmen. Die Arena wird die Geräuschemissionen erheblich verringern“, sagte Thomas Wiedermann, Präsident des Clubs an der Alster. Ist diese neue Arena fertig, soll das jetzige Tennisstadion im Zentrum der Anlage abgerissen werden. Dort werden zwei bundesligataugliche Hockey-Plätze angelegt.

Neben der Sportarena wird eine Tiefgarage entstehen, um die Parkplatzsituation in den Griff zu bekommen. Baubeginn ist 2018, vier Jahre später soll alles fertig sein. Geschätzte Kosten: um die 20 Millionen Euro. Rein optisch verdrängt Hockey auf der Anlage Tennis nach links unten in die Ecke.

Von einer solchen Sicht der Dinge wollen sie beim Deutschen Tennis Bund (DTB), der seine Geschäftsstelle auf der Anlage hat, nichts wissen. Vizepräsident Ralf Eberhard Böcker hob bei der Präsentation in hochmütiger Art hervor, dass der DTB ja gewissermaßen der Platzhirsch sei und nichts ohne die Zustimmung des Verbandes möglich sei. Es schien, als käme der Mann direkt aus den 90er-Jahren, als der DTB noch mit Helden wie Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich protzen konnte. Dabei sieht die Lage im Herren-Tennis doch so aus, dass nach vielen Jahren des Darbens alle dankbar dafür sind, dass es mit dem 19 Jahre alten Hamburger Alexander Zverev ein Versprechen für die Zukunft gibt.

Jungstar Zverev, der gestern das ATP-Turnier in Halle/Westfalen gegen Florian Mayer mit 2:6, 7:5, 3:6 verlor, soll dafür sorgen, dass in einigen Jahren die 7.500 Zuschauer fassende Sportarena gefüllt sein wird. Wie wichtig der Schlaks für die Veranstaltung ist, zeigt sich schon jetzt. Er ist für das zwischen dem 9. und 17. Juli stattfindende Turnier als Zuschauermagnet auserkoren. GÖR