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Archiv-Artikel

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Esther Slevogt

Jedes Jahr die gleiche Frage: wohin wendet sich der, welcher der Verfolgung durch Verwandtenbesuch, der Androhung opulenter Festschmäuse oder anderem jahresendzeitlichem Schrecken zu entkommen sucht? Zuflucht bietet beispielsweise eines der traditionsreichsten Asyle für Weihnachtsflüchtlinge aller Religionen in dieser Stadt, die Volksbühne, an. Weihnachtsflüchtlingskommissar Wladimir Kaminer, für alles Mögliche bekannt, nur nicht für stille und heilige Nächte, feiert dort auch an diesem 24. 12. ab 21 Uhr „Weihnachten auf Russisch“ und legt ab 23 Uhr mit der „Russendisko“ noch eins drauf. Hoffentlich kommt diese Hilfe dann nicht für manche schon zu spät.

Wer einerseits Weihnachten feiern will, andererseits auch wieder nicht, der kann am 24. 12. im Ballhaus Ost eine ebenfalls schon sehr traditionsreiche Veranstaltung besuchen: das Krippenspiel „Wie man Wärme teilen kann“, in dem wichtige Protagonisten des Hauses in die berühmten Rollen vom Kindlein in der Krippe bis zu Ochs und Esel schlüpfen und ein immer wieder auf Neue hinreißend anzusehendes Beispiel für postdramatische Seelenreinheit liefern (24. 12., jeweils 11/12/13/14 Uhr).

Wärme wird ab morgen auch im AckerStadtPalast geteilt, wenn um 20 Uhr zur „Surrealen Weihnachtsbowle“ mit Film, Feuer, Bowle und Swing geladen wird. Keine Weihnachtslieder zu erwarten sind wahrscheinlich auch, wenn am Samstag der Regisseur, Musiker und diskursstarke Selbstdarsteller Nicolas Stemann mit seiner Band zur „Gefahr-Bar“ in die Schaubühne ruft. Ein fett geschnürtes Weihnachtspaket gibt’s dafür im Theater an der Parkaue. Mit dabei: Sascha Bunges Inszenierung von Lothar Trolles „Leuchte Berlin, leuchte!“, das die Geschichte von Maria und Josef ins heutige Berlin verlegt hat. (Do., Fr., Sa. 19 Uhr, alle Infos: www.parkaue.de)

Und wer einmal etwas ganz anderes hören und sehen will, dem sei das Internationale Lewandowski-Festival ans Herz gelegt. Louis Lewandowski war der bedeutendste Komponist jüdisch-liturgischer Musik im 19. Jahrhundert, und einmal im Jahr kommen Chöre aus der ganzen Welt nach Berlin, um seine Kompositionen mit ihrem einzigartigen Wechselspiel von Kantor, Orgel und Chor aufzuführen. Das Festival, das morgen um 15 Uhr in der Synagoge Pestalozzistraße in Charlottenburg eröffnet wird, findet an den unterschiedlichsten Orten in ganz Berlin statt. Alle Infos hier: www.louis-lewandowski-festival.de. Und dann bleibt an dieser Stelle nur noch, „Fro- he Weihnachten!“ zu wünschen.

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