piwik no script img

Off-Kino

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Der britische Regisseur Nicholas Hytner ist eigentlich eher Theater- als Kinomensch. Nur sechs Filme hat er in über zwanzig Jahren gedreht, die meisten von ihnen als Adaptionen von Bühnenstücken, die er zuvor bereits für das Theater inszeniert hatte. So hatten Hytner, der Autor Alan Bennett und die Hauptdarstellerin Maggie Smith auch das Stück „The Lady in the Van“, eine im Kern wahre Geschichte um die Bekanntschaft Bennetts mit der wohnungslosen Mary Shepherd, die 15 Jahre lang in einem auf der Auffahrt zu Bennetts Haus im Londoner Stadtteil Camden geparkten Lieferwagen lebte, bereits 1999 auf die Bühne gebracht, ehe sie 2015 an Originalschauplätzen verfilmt wurde. Der Film ist ein Musterbeispiel für charmante britische Exzentrik, in dem die 81-jährige Maggie Smith als kauzige alte Dame brilliert, deren – wie sich herausstellt – ziemlich ereignisreiches Leben in Kontrast gesetzt wird zum selbststilisiert langweiligen Dasein des Schriftstellers Bennett (9. 6., 17 Uhr; 10.–12. 6., 14.–15. 6., je 18 Uhr, Bali,).

Die 1907 als Wong Liu Tsong in Los Angeles geborene Anna May Wong war der einzige Glamourstar chinesischer Herkunft im alten Hollywood-Studiosystem. Das bedeutete allerdings nicht, dass ihre Karriere nicht unter den Vorurteilen der Zeit zu leiden hatte: Da „Rassenvermischung“ als inakzeptabel galt, erlebte sie auf der Leinwand kaum jemals ein Happy End und musste in immer neuen Madame-Butterfly-Varianten einen traurigen Tod sterben. Exotik war ihr Schicksal – auch, als Wong Ende der 1920er Jahre auf der Suche nach besseren Rollen nach Europa ging und fortan dort arbeitete. Mit dem deutschen Regisseur E. A. Dupont drehte sie 1929 in England das düstere Kriminalmelodram „Picadilly“, in dem sie ganz wunderbar als exotische Nachtclubperformerin in Szene gesetzt wird, die allerlei Begehrlichkeiten und Eifersüchteleien provoziert. Überleben wird sie allerdings leider auch diesmal nicht (11. 6., 24 Uhr, Babylon-Mitte).

Könnte man eigentlich auch mal wieder ansehen: Die französische Agentenfilm-Parodie „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ von Yves Robert war in den 1970er Jahren ein großer Erfolg und begründete die Komik-Karriere von Pierre Richard. Der Mann mit der Wuschelfrisur spielt hier den harmlosen, ziemlich zerstreuten Geiger François Perrin, der von Geheimdienstmitarbeitern für einen Agenten gehalten wird, alle Anschläge auf ihn wundersam übersteht und gemäß des Inspektor-Clouseau-Prinzips die Leute um ihn herum in aller Unschuld in den Wahnsinn treibt. Sehr vergnüglich (11. 6., 21.30 Uhr, Freiluftkino Friedrichshagen).

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen