MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Ein Wiederholungsprogramm. Alles schon mal dagewesen. Oder eigentlich: alle. Also die, die hier in diesem Konzertdurchlauf Erwähnung finden sollen, und dabei auch ihre Spuren im taz-Archiv hinterlassen haben. Was natürlich noch gar nicht heißen muss, dass es wieder so wird, wie es mal gewesen ist. Nur Fingerzeige.

So war das zum Beispiel bei Marissa Nadler: Sie spielte „ein Zeitlupenkonzert, das die Zuhörenden derart in den Bann zog, dass wirklich Stille war im Roten Salon. Es hat auch niemand auf sein Handy geschaut. Es wurden keine Tablets in die Höhe gereckt. Es hat nicht mal jemand gemurmelt. Es herrschte eine Andacht, besser, weil säkularer als bei einer Messe.“ So hörte René Hamann den Auftritt der Singer-Songwriterin aus Boston vor zwei Jahren. Und dass die mit ihren wehmütigen folkvertrauten Lieden keinen wirklichen Sonnenschein-Pop macht, mag man schon an Liedtiteln wie „All the Colors of the Dark“ (auf ihrem gerade erschienenen neuen Album „Strangers“) ablesen. Heute am Donnerstag spielt Nadler wieder im Roten Salon, im Vorprogramm dazu das Experimentalmusikkollektiv Wrekmeister Harmonies mit einer Arme-Sünder-Musik für „etwas Erlösung für zwischendurch“ (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 19 €).

Folgende Sätze muss man sich jetzt im steten Replay vorstellen: „Manchen Leuten ist Wiederholung ein Graus. Im Leben wie in der Kunst. Dabei entfalten bestimmte Dinge erst nach mehreren Durchläufen ihre volle Wirkung. Krautrock wäre anders gar nicht denkbar. Und das wäre schade.“ Diese Sequenz dabei so schlicht wie schlagkräftig zehnmal wiederholt, so würdigte mal Tim Caspar Boehme das musikalische Schaffen der Berliner Neokraut-Formation Camera. Die spielen neben anderen wie Guts Pie Earshot, Kitty Solaris und Sicker Man am Sonntag beim „Yes, we can fly!“-Fest im SO36, das sich auch als Minimesse mit Kleinlabels und Fanzines versteht (Oranienstr. 190, 16 Uhr, 12 €).

Dass einen die Musik der Melvins allemal auf die Füße bringt, hat Andreas Hartmann beim Konzert der Metal-Dekonstruktivisten 2011 in der Volksbühne gesehen: „Das Publikum hat sich gegen Ende komplett von den Sitzen im Theatersaal erhoben, zu mächtig und natürlich auch zu laut war der Sound, um dazu in plüschigen Sesseln zu verweilen.“ Am Montag spielen die Melvins, die sich mit „I Want to Tell You“ (auf dem aktuellen Album „Basses Loaded“) auch an die Beatles rantrauen, im Postbahnhof (Str. der Pariser Kommune 8, 20 Uhr, VVK: 24 €).

Wenn man schon bei den ­Beatles ist: Am Dienstag hat Paul McCartney seinen Auftritt in der Waldbühne. Mit Tickets ab 106 Euro ist man beim Legendengucken dabei.