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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

In der letzten Woche sind wieder Hunderte von Menschen auf der Flucht nach Europa im Mittelmeer ertrunken. Was vor einem Jahr noch eine Welle der Hilfsbereitschaft auslöste, zieht jetzt vornehmlich nur noch betroffenes Schweigen nach sich. Haben wir uns an die schrecklichen Nachrichten und Bilder gewöhnt? Sind wir von der rechten Propaganda eingeschüchtert? Im Potsdamer Hans Otto Theater steht in dieser Woche die Premiere eines Stücks der österreichischen Dramatikerin Maxi Obexer auf dem Programm, das von Menschen handelt, die Geflüchteten geholfen haben und dabei auch illegale Mittel in Kauf nahmen. In dem auf der Basis vieler Gespräche entstandenen Projekt lässt die Dramatikerin in „Illegale Helfer“ normale Leute, darunter Anwälte Bergbauern, Richter, Studenten und Studienräte, aber auch Aktivisten, zu Wort kommen, die aus den verschiedensten Beweggründen illegalen Einwanderern oder Flüchtenden geholfen haben. Gemeinsam ist allen, dass sie dabei vor der Entscheidung standen, durch ihre humanitär gedachte Hilfe mit geltendem Recht in Konflikt zu geraten. Bereits im Vorfeld hat die AfD-Fraktion im Potsdamer Rathaus lautstark Stimmung gemacht und die Absetzung gefordert: Das Stück feiere Gesetzesbrecher, das Theater müsse sein Programm überdenken. Aber dort wurde nichts überdacht: die Premiere findet wie geplant am 9. 5. statt (Hans Otto Theater, Potsdam: „Illegale Helfer“, Premiere am 9. 5., 19.30 Uhr).

„Man verliert leicht die Zuversicht, schaut man auf das politische und kulturelle Europa der Gegenwart“ – mit diesen Worten kündigt das Gorki-Theater seine nächste Premiere „Mephistoland“ an. Die Arbeit sei „ein Horrorszenario“ und doch Realität. Denn es herrschten Homophobie, Antisemitismus und Schizophrenie, Regisseure verlieren den Verstand und Theaterbesucher sperren sich hungerstreikend in Käfige. Es inszeniert der ungarische Regisseur András Dömötör, dessen Land uns in diesen Dingen sogar noch ein Stück voraus ist (Gorki-Theater“, „Mephistoland“, Premiere9. 5., 20.30 Uhr).

Aber manchmal passiert es auch, dass ein Hurrikan kommt und gleich das ganze Haus aus der Verankerung und dem ganzen Unglück reißt und ins Land jenseits des Regenbogens katapultiert. Da ist dann alles erst mal anders und am Ende wundersam und schön. Genau so passiert es in der berühmten Geschichte des amerikanischen Schriftstellers Lyman Frank Baum, „Der Zauberer von Oz“. Der junge Regisseur Martin Grünheit hat diesen schönsten aller Märchenklassiker jetzt im Theater in der Parkaue inszeniert. (Theater an der Parkaue im Prater, „Der Zauberer von Oz“, Premiere 12. 6., 16 Uhr).

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