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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

In dieser Woche findet ja nicht nur die allseits beliebte Feier für das Jesuskindlein statt – was ziemlich viele Linksaktivist_innen an den elterlichen Gabentisch lockt –, sondern zudem auch, einmalig, der Weltuntergang – gesetzt, die Maya, die diesen voraussahen, hatten zu ihrer Zeit einen unverstellten Blick in die Zukunft! Am Freitag sind wir in diesem Fall tot. Oder ringen mit Finstermächten um ein letztes Stück Lebensenergie! Vielleicht auch zieht sich der Weltuntergang ein paar Tage hin, das kann durchaus sein, die Maya haben in dieser Hinsicht etwas ungenau prognostiziert. Sollte der Untergang nicht eintreten, wird er allerdings dennoch in die Welt getragen, und zwar wird am Freitagnachmittag vor dem Büro des Eigentümers (Knesebeckstraße 68–69, 15 Uhr) jenes Hauses, welches auf die Adresse Linienstraße 206 hört, eine Kundgebung stattfinden. Anlass für den Protest bietet die von ebendort ausgesprochene Kündigung der Räume des wiederum in der „Linie 206“ residierenden Hausprojektes. Das Motto lautet: „Weltuntergang für Wadler! Linie 206 verteidigen!“ Und natürlich auch: „Die Häuser denen, die drin wohnen!“

  Am Samstag dann wird auf dem Kurfürstendamm gegen christliche Feiertage, Baumschmuck, Konsumverhalten, kurz, ja gegen die ganze große „Weihnachtsheuchelei“ protestiert. Die Demo, die am U-Bahnhof Kurfürstendamm (14 Uhr) ihren Ausgang nimmt, läuft unter dem Motto „KAmpf DEm WEihnachtsterror!“. Die Großbuchstaben sind offenkundig beabsichtigt, das allerdings wird dem HErrn gefallen, er lässt sich ja ebenfalls so schreiben.

  Am gleichen Tag, der ja der Tag nach dem Beginn der Apokalypse ist, findet in der Villa Kuriosum (Scheffelstraße 21, 16 Uhr) allerdings genau das statt – Konsum, nur diesmal politisch korrekt. Auf dem sogenannten „Weltuntergangsmarkt!“ werden „Sachen“ verkauft, dazu gibt es Shows und „Bizarres“, morgen wird das Ganze mit einem Abschlusskonzert gekrönt.

Why not?

  Am kommenden Dienstag schließlich, nach der Bescherung, die stattfindet, sofern der Weihnachtsterror stattfindet beziehungsweise der Weltuntergang nicht, wird in der Tempest Library (Reichenbergerstraße 63a, 16 Uhr) eine „Soli-Schreibwerkstatt“ ihre Arbeit aufnehmen. Die Workshopleitung bringt die Adressen mit, Briefpapier und Briefmarken sind auch vorhanden, es geht darum, Gefangenen einen persönlichen Gruß zu schicken! Das ist doch mal wieder eine sehr angenehme Solidaritätsidee!

■ Mehr Politik:

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Bewegung SEITE 7

Anti-Weihnachten SEITE 12