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Bananen-Republiken

Geschichte Vom Fluch der krummen Frucht in Mittelamerika

Sie haben keine Skrupel, hoch­toxische Pestizide einzusetzen

BERLIN taz | Bananen prägen die Geschichte Mittelamerikas. Für die sieben Staaten der Region – Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama – sowie für Ecuador und Kolumbien ist die krumme Frucht bis heute ein wichtiges Exportprodukt.

Für viele der kleinen mittelamerikanischen Staaten ist sie jedoch eher Fluch als Segen. Darauf verweist auch der Begriff der Bananenrepublik, der 1907 aufkam. Damals „überzeugten“ die USA die korrupte Diktatur in Honduras davon, die Interessen der United Fruit Company gegen die Arbeiter durchzusetzen.

Das war kein Einzelfall, wie die blutige Niederschlagung der Aufstände der Bananenarbeiter 1928 in Kolumbien oder der Sturz der Regierung von Jacobo Árbenz in Guatemala 1954 zeigt. In beiden Fällen ging es um die Interessen der großen US-Fruchtkonzerne, die über exzellente Kontakte in die Regierung und zum CIA verfügten. In Guatemala stürzten sie 1954 die progressive Regierung. Das hat der Schriftsteller Gabriel García Márquez in Kolumbien literarisch verarbeitet, sein Kollege Miguel Angel Asturiasa, ebenfalls Nobelpreisträger, in Guatemala. Doch trotz der internationalen Aufmerksamkeit hat sich an den Strukturen beim Export von Bananen, Ananas oder Melonen aus der Region in die USA und Europa wenig geändert. Immer noch kontrolliert ein halbes Dutzend Konzerne – darunter Chiquita, Dole und die irische Fyffes – den Markt. Sie haben keine Skrupel, hochtoxische Pestizide einzusetzen – auch wenn sie in den USA oder in Europa lange verboten sind.

International bekannt geworden ist das Beispiel des Wirkstoffs 1,2-Dibrom-3-chlorpropan (DBCP), der unter dem Handelsnamen Nemagon und Fumazone im Einsatz war, um Fadenwürmer an den Stauden zu bekämpfen. Obwohl seit Mitte der 1970er Jahre bekannt war, dass der Wirkstoff Krebs auslöst und unfruchtbar macht, wurde er in auf den Plantagen in den „Bananenrepubliken“ weiterhin eingesetzt. Zehntausende von Arbeiter*nnen wurden vergiftet. Bis heute haben nur wenige Entschädigungen erhalten.

In Costa Rica ist heute nach wie vor das Herbizid Bromacil im Einsatz, welches laut dem Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) zum „dreckigen Dutzend“ der besonders gefährlichen Schädlingsbekämpfungsmittel gehört. Dabei hat Costa Rica als Ökokourismus-Destination einen relativ guten Ruf. Doch beim Anbau der Südfrüchte werden ungern Kompromisse gemacht: Arbeits- und Umweltrechte sind nachrangig – in bester bananenrepublikanischer Tradition. Knut Henkel

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