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Archiv-Artikel

Erstmals schafft eine Frau den Sprung ins Blaue Haus

SÜDKOREA Die konservative Politikerin Park Geun Hye gewinnt knapp die Präsidentschaftswahlen

VON MARTIN FRITZ

TOKIO taz | Südkorea bekommt erstmals eine Präsidentin. Park Geun Hye von der konservativen Saenuri-Partei konnte bei der Wahl ihren Widersacher Moon Jae In von der Vereinigten Demokratischen Partei knapp schlagen. Auf sie entfielen nach Auszählung von über 70 Prozent der Wählervoten 51,5 Prozent der Simmen. Die Wahlbeteiligung war trotz eisiger Minusgrade mit knapp 76 Prozent sehr hoch. Dennoch gelang es Moon (48 Prozent) nicht, genügend junge Wähler für sich zu mobilisieren, obwohl er ein Paket von 14 Milliarden Euro zur Arbeitsbeschaffung schnüren wollte. Auch Park will das soziale Netz ausbauen, aber durch Kürzung überflüssiger Ausgaben gegenfinanzieren.

Für Südkorea ist ihre Wahl ein historischer Moment: Die 60-Jährige ist die Tochter von Militärherrscher Park Chung Hee, über dessen historische Leistung die 50 Millionen Südkoreaner bis heute zerstritten sind. Der General verwandelte Südkorea zwar von einem rückständigen Agrarstaat in eine der größten Exportnationen der Welt. Weltbekannte Industriegruppen wie Hyundai wurde von Staats wegen massiv gefördert. Gleichzeitig schränkte Park, der sich 1961 an die Macht putschte, jedoch Freiheiten ein und trat die Menschenrechte oft mit Füßen.

Seine Tochter Geun Hye war nach einem Attentat auf ihre Mutter fünf Jahre lang Südkoreas First Lady an der Seite ihres Vater. Nach 33 Jahren Abwesenheit zieht Park Geun Hye nun wieder ins Blaue Haus, den Präsidentenpalast von Seoul, ein. Ersten Analysen zufolge wurde sie vor allem von älteren Südkoreanern gewählt. Anscheinend haben sie inzwischen ihren Frieden mit der Zeit der Diktatur geschlossen.

Auch gegenüber Nordkorea kommt es nun zu einer besonderen Konstellation: In Pjöngjang regiert mit Kim Jong Un der Enkel von Nordkoreas Staatsgründer Kim Il Sung, der vermutlich hinter dem Attentat von 1974 auf General Park steckte. Eine verirrte Kugel tötete dabei die Mutter der damals 22-Jährigen. Trotzdem will Park jetzt den Dialog mit Pjöngjang suchen.

Erstmals regiert nun eine Frau das patriarchalische Südkorea. Park ist unverheiratet und kinderlos, weil sie „ihr Leben der Nation gewidmet“ habe, so die 60-Jährige. Als Vorbilder nennt sie Margaret Thatcher und Angela Merkel. Im Wahlkampf versprach sie höhere Hilfen für Kinderbetreuung, Anreize zur Einstellung von Frauen und eine verpflichtende Frauenquote von 40 Prozent für Parlamentskandidaten. Frauenrechtlerinnen halten Park jedoch für arrogant und „nur im biologischen Sinn“ für eine Frau.