: THEATER
TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Stolz wie Oskar ist der Westen auf seine Freiheit. Deswegen kann ihm natürlich auch keiner verbieten, einen autokratischen Staatschef als Ziegenficker zu verhöhnen. Und damit wirklich nichts passieren kann, wird als Zusatzversicherung schnell noch das Satire-Label draufgeklebt. So machen das übrigens auch die Rechtsradikalen in ihren YouTube-Kanälen: Ihre Hetze als „Satire“ zu labeln, um sich der Strafverfolgung zu entziehen, worauf kürzlich bei der Konferenz „Theater und Netz“ der Regisseur und Internetforscher Arne Vogelgesang in einer Lecture-Performance hingewiesen hat. Sein Stück „Glühende Landschaften“, in dem er die Bürgerbühnen der Radikalen im Internet durchstreift, ist gerade wieder im Theaterdiscounter zu sehen („Glühende Landschaften“, 27. Mai, 21 Uhr, 28. 5., 18 Uhr).
Unsere Alles-ist-erlaubt-Gesellschaft hat sich in seiner neuen Arbeit auch der Alles-ist-erlaubt-Regisseur Frank Castorf vorgenommen. Basis ist ein Stück über den französischen Dramatiker Molière, das der Russe Michail Bulgakow schrieb. „Molière oder die Verschwörung der Heuchler“ verhandelt auch Bulgakows eigenes Schicksal: Eben noch der Lieblingsschriftsteller Stalins war er 1930 plötzlich verboten. Auch Molière war einer, der erfahren musste, dass der Schatten der Staatsmacht lang und die Macht der Künstler eher bescheiden ist. Aber wie sieht die Sache heute aus? Wenn jeder plötzlich Künstler ist? Hat sich das Verhältnis am Ende verkehrt? (Volksbühne: „Kabale der Scheinheiligen oder Das Leben des Molière“, Premiere 28. Mai, 19 Uhr)
Damian Rebgetz war gerade noch beim Theatertreffen in Anna Sophie Mahlers toller Adaption von Josef Bierbichlers finsterem Heimatroman „Mittelreich“ zu sehen. Nun kommt der Schauspieler und Sänger (gemeinsam mit Fabian Holle, Baly Nguyen und Melanie Jame Wolf) mit „Elegy for Television“,einem Abgesang auf das im Verschwinden begriffene Fernsehen ins Hebbel am Ufer (HAU). Vorbei gehen nämlich mit dem Digitalzeitalter gerade die Tage, als noch das Fernsehprogramm unser Leben strukturierte. Alles wird anders. Aber wie? Im Rahmen des Performing Arts Festival wird noch einmal auf selige Fernsehzeiten zurückgeblickt (HAU: „Elegy for Television“, 28. Mai, 20.30 Uhr).
Im Ballhaus Naunynstraße steht wieder Olivia Wenzels Stück „Mais in Deutschland und anderen Galaxien“ auf dem Spielplan, das voll rebellischer Poesie, aber auch Bitterkeit die Geschichte der Kindheit des Sohns einer Deutschen und eines Angolaners in der DDR erzählt (Ballhaus Naunynstraße: „Mais in Deutschland und andere Galaxien, 27.,29. & 31. Mai, jeweils 20 Uhr).
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