: Westen holt auf – bei der Armut
SOZIALE LAGE 12,4 Millionen Menschen waren im Jahr 2011 in Deutschland von Armut bedroht. Das ist der höchste Wert seit der Wiedervereinigung
BERLIN taz | Die Gefahr, zu verarmen, ist in Deutschland gestiegen. Darauf weist eine neue Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hin. Demnach lag die Armutsgefährdungsquote 2011 bei 15,1 Prozent. 2010 waren es noch 14,5 Prozent.
Dabei ist das Risiko, in Armut zu leben, im Osten weiterhin deutlich höher als im Westen. Doch die Kluft verringert sich, weil die einstige DDR in kleinen Schritten aufholt – während Städte wie Bremen und Berlin oder Regionen wie das Ruhrgebiet abstürzen. So weist Dortmund mit 24,2 Prozent die höchste Armutsrisikoquote unter den Großstädten auf.
Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Wohlfahrtsverbandes, sprach von einem „armutspolitischen Erdrutsch“ und forderte mehr Gerechtigkeit in der Reichtumsverteilung. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen warnte dagegen davor, die Lage zu dramatisieren, und verwies auf die seit Jahren sinkende Arbeitslosenquote. Arbeitslosigkeit stelle „mit Abstand das größte Armutsrisiko“ dar. CSU-Sozialexperte Max Straubinger sprach von einer „völlig überzogenen Darstellung“ des Wohlfahrtsverbands. VOE
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