Sehenswert danebengegangen

BRUCHLANDUNG Das Hamburger B-Movie würdigt gescheiterte Filme mit einem kleinen Festival

Das Festival beginnt nicht zufällig am Freitag, dem 13.: „Filmemachen hat für mich viel mit Lotto zu tun“, sagt hwmueller (der sich tatsächlich so schreibt), der Veranstalter des inzwischen bereits 10. „Festivals des gescheiterten Films“. Tatsächlich braucht man neben Talent auch Glück, um mit einem Film Erfolg, Geld oder Ruhm zu ernten – und ebendieses war den Filmemachern, deren Arbeiten nun an zwei Abenden im Hamburger Kino B-Movie gezeigt werden, nicht hold.

Dabei sind sie nicht mal absolut gescheitert, denn es gibt ihre Filme ja wenigstens, man kann sie sehen, und sei es im Rahmen einer solchen Veranstaltung. Die wirklich gescheiterten Werke sind dagegen die, die gar nicht erst gedreht werden oder, noch schlimmer, während der Dreharbeiten abgebrochen. Es gibt berühmte Beispiele dafür: den Napoleon-Film von Stanley Kubrick oder „L’ Enfer“ von Henri-Georges Clouzot mit Romy Schneider. Aber Hunderte von ambitionierten Jungfilmern bekamen ihre Debüts erst gar nicht fertig. „Wirkliches Scheitern“, meint hwmueller dazu, „geschieht edel und im Stillen.“

Es ist also schon ein Erfolg, wenn diese Filme hier öffentlich gezeigt werden – meist zum ersten und einzigen Mal. Bei diesem kleinen Festival muss keiner mit einem hämischen Publikum rechnen. Ein Film, der gescheitert ist, muss deswegen ja nicht schlecht sein. Andere sind, sagen wir mal: künstlerisch aus dem Ruder gelaufen sind. In seinen Kommentaren, die er zu allen Filmen abgibt, schreibt Veranstalter hwmueller dazu Klartext: „Grandioser Plot. Herzzerreissend schlecht umgesetzt“ steht da etwa zu dem Agententthriller „Das Wüste Lebt“ von Ingar Alan Milnes und Werner Theodor“ (Sa, 19 Uhr) auf dem Programm.

Nun ist der Veranstalter, was die Qualität angeht, tolerant: „Wenn ein Film extrem langweilig ist, ist das ja auch spannend.“ Doch über die Jahre hat er gelernt, sein Publikum nicht über Gebühr zu quälen – inzwischen zeigt er zum Beispiel eher Kurzfilme: Von den 19 Arbeiten, die in Hamburg gezeigt werden, sind zwölf zwischen einer und 15 Minuten lang. Andreas Bernhardts 75-Minuten-Dokumentation „Briefe aus Libyen“ (Fr, 19 Uhr) ist nicht an mangelnder Qualität gescheitert, sondern daran, dass kein Fernsehsender sie zeigen wollte. Vielleicht ist es aber auch ein allzu gewagter Ansatz, einen Film ausgerechnet über eine Motorradreise durch ein Kriegsgebiet zu drehen?

Witzig, frech und originell ist die Web-Comedy „Tiger – Der Serie“ von Murat Ünal über türkische Machos in Kreuzberg (Fr, 21 Uhr). Die erste Staffel konnte zu einem 58 Minuten langen Pilotfilm zusammengeschnitten werden, für eine Fortsetzung fand sich dann aber kein Geld – und irgendwann kam einer der Hauptdarsteller einfach nicht mehr zum Dreh. Pech gehabt! HIP

Festival des gescheiterten Films: Fr + Sa, 13. + 14. Mai, jeweils 19 + 21 Uhr, Hamburg, B-Movie

http://der-gescheiterte-film.com