Osnabrück hofft mal wieder auf ein Wunder

Dritte Fußball-Liga Der VfL Osnabrück steuert mal wieder auf ein Herzschlagfinale um den Aufstieg zu. Werder Bremens zweite Mannschaft schaut dagegen im Gleichtakt mit der ersten in den Abgrund

„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Dieser Ausspruch von Bertolt Brecht beschreibt den Zustand der Fußballer des VfL Osnabrück im Saison-Endspurt treffend. Der Vier-Punkte-Vorsprung der drittplatzierten Würzburger Kickers hat weiterhin Bestand, der VfL bleibt durch den 3:1-Sieg gegen Werder II dran. Und in Osnabrück glauben sie an Wunder. Das sollten die Bremer nach einer schwachen Leistung ebenfalls tun, wenn sie die Klasse halten wollen.

Viele Osnabrücker erhoffen sich ein Herzschlag-Saisonfinale. So, wie es schon einmal im Jahr 2007 geschah, als die Lila-Weißen drei Spieltage vor Saisonende sechs Punkte hinter einem Aufstiegsplatz lagen. Damals standen VfL-Trainer Joe Enochs und Werder-Trainer Alexander Nouri gemeinsam für Osnabrück auf dem Platz, als dem VfL mit einem Sieg gegen Ahlen der Aufstieg in die Zweite Bundesliga gelang, da der FC St. Pauli in Magdeburg gleichzeitig nur Unentschieden spielte.

Heute muss der VfL wie damals auf Schützenhilfe hoffen. Den Gefallen taten die vom Ex-VfL-Trainer Claus-Dieter Wollitz trainierten Cottbusser den Osnabrückern am Samstag nicht, sie verloren zu Hause gegen Würzburg mit 1:2. Immerhin verlor auch der direkte Konkurrent um Platz drei, die SG Sonnenhof Großaspach, in Magdeburg. Ans Aufgeben denkt Enochs jedenfalls nicht: „Wir geben weiter Vollgas“, sagte er.

Der VfL belegt nun den wichtigen vierten Platz, der zur Teilnahme am DFB-Pokal berechtigt. Die laufende Pokalsaison war für Osnabrück schnell zu Ende: Gegen RB Leipzig hatte der VfL bis kurz vor Spielende mit 1:0 geführt, als der Schiedsrichter von einem Feuerzeug getroffen wurde. Die daraus resultierende Strafe, die Schließung der Ostkurve, riss ein Loch in die Kasse. Sollte der VfL noch der Sprung auf Platz drei gelingen, wären die Sorgenfalten der Osnabrücker Verantwortlichen glatter. Dann flössen Einnahmen aus den Relegationsspielen.

VfL-Geschäftsführer Jürgen Wehlend sieht den Verein schon jetzt auf einen guten Weg. Er warnt jedoch: „Unter dem Strich sind wir nicht so weit, dass wir für die Lizenz in der 3. Liga 16/17 ohne die Unterstützung unserer privaten Darlehens- und Garantiegeber auskommen können.“ Sollten die aussteigen, würde sich das Loch in der Bilanz vergrößern.

Der DFB verlangt für die Lizenz für die kommende Saison Nachweise für 2,7 Millionen Euro der geplanten Einnahmen und die Hinterlegung einer Liquiditätsreserve in Höhe von 700.000 Euro. Im Vorjahr war es mehr gewesen.

Für die Mannschaft stehen 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. Verstärkungen müssen her. Nach der Halbzeitpause waren die Osnabrücker gegen Werder platt. Die zweite Reihe des VfL ist überwiegend mit Nachwuchsspielern besetzt, die momentan kaum für Entlastung sorgen. Für die neue Saison wurden bereits zwei Spieler von Viertligisten verpflichtet. Eine Aufgabe von Trainer Joe Enochs wird es sein, seinen Kader in der Breite zu verstärken. Thomas Wübker