Der Lobbyist der Woche: Held des deutschen Wortes
In letzter Zeit schien Frauke Petry zu schwächeln. Immer isolierter in ihrer Partei, trennte sie sich im März sogar vom gemeinsamen Pressesprecher der AfD. Doch jetzt naht Rettung – ausgerechnet aus den Reihen der „Lügen-“, äh, „Pinocchio-Presse“. Michael Klonovsky (Foto), langjähriger Redakteur für den Focus, wird ab 1. Juni publizistischer Berater von Frau Petry. Also „eine Art Spin-Doctor,“ wie er selbst sein neues Amt Spiegel Online erklärte.
Dabei stehen solche Anglizismen als „Verstümmelung des Deutschen“ eigentlich ganz oben auf der Liste der Dinge, die eine echte rechtskonservative Partei auszumerzen hätte. Von so einer Liste fantasierte Klonovsky schon 2010 in einem Wunschmanifest auf den Debattenseiten des Focus. Titel: „Nation. Familie. Sprache“. Mit der Gründung der AfD ging sein Traum in Erfüllung. Jetzt stellt sich der bekennende Reaktionär ganz offiziell in den Dienst der Sache.
Ausreichende Referenzen hat er dafür allemal. Beharrlich und regelmäßig hat er sich in den letzten Jahren in allem hervorgetan, was die AfD umtreibt: Islamfeindlichkeit, Rassismus, Demokratiekritik, Kampf gegen Gutmenschen. Besonders am Herzen liegt ihm allerdings ein Thema, das AfD-Anhänger in den Untiefen ihrer deutschen Seele trifft: das Phänomen der „Schrumpfmänner“, beschrieben im Focus 2011. Der Schrumpfmann ist einer, der demonstrativ sauer wird, wenn seine Familie beleidigt wird, aber den Beleidiger nicht zum Duell auffordert. Ein mutloser, chronisch verunsicherter „Befindlichkeitskrüppel“. Also „üblicherweise ein Geschöpf, das weder Heroismus noch Größe kennt oder gar verkörpert“. Üblicherweise. Doch gibt es noch Ausnahmen, die mit virtuos geführter Wortklinge für ihre Werte kämpfen. Ab 1. Juni heißt es: Die Schrumpfmänner schlagen zurück. Annina Lehmann
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