Das Ding, das kommt: Robo sapiens
Unbeholfen stapft dieses Ding noch durch den verschneiten Wald, aber wenn es ausrutscht, findet es schnell sein Gleichgewicht wieder. Auch die Schubser des nerdigen Entwicklers werfen den Atlas-Roboter so schnell nicht um. Und wenn doch, dann steht er nach ein paar Sekunden wieder auf den Beinen. Nur das Frösteln, das einen beim Ansehen des Werbefilmchens von Googles Robotik-Unternehmen Boston Dynamics überkommt, das fühlt diese Maschine noch nicht.
Der humanoide Zweibeiner agiert autonom, kann ganz ohne Hilfe von Menschen ein Fahrzeug vor einem Gebäude parken, auch über unebenes Geröll hinweg zum Eingang laufen, drinnen eine Leiter hochklettern, mit Werkzeug eine Betonwand durchbrechen, ein Leck im Rohr lokalisieren und schließen, einen Feuerwehrschlauch anschließen – und das Ventil aufdrehen.
Selbst ausgewiesenen Technologie-Freaks wie Microsoft-Gründer Bill Gates und Tesla-Boss Elon Musk wird angesichts solcher Vertreter des „robo sapiens“ bange. „Mit der künstlichen Intelligenz“, twitterte Musk, „rufen wir den Teufel herbei.“ Tatsächlich halten intelligente „cyberphysische Systeme“ Einzug in immer mehr Bereiche des Alltags: als Haushälter, Ärzte, Altenpfleger – und Soldaten.
Waren es vor zehn Jahren noch ein paar dumme Drohnen, sind für die US-Armee heute schon mehr als 10.000 Militärroboter im Einsatz. Und kleine Drohnen mit Autopilot kann sich jeder für unter 1.000 Euro zusammenbasteln, Software gibt’s umsonst im Internet.
So etwas wirft natürlich jede Menge ethische Fragen auf: Nach welchen Regeln entscheidet eine Maschine, gegen wen tödliche Waffen eingesetzt werden? Ist es okay, solange die Mensch-Maschinen nur aufeinander einprügeln? Ist es moralisch vertretbar, dass ein Mensch, wie im erwähnten Clip, eine Maschine schubst, die selbst denken kann – und fühlen? Und wie steht man dazu, wenn Roboter Demente etwa im Intimbereich waschen?
Einer, der sich in solchen Fragen auskennt, ist Hans-Arthur Marsiske, der unter anderem den Band „Kriegsmaschinen – Roboter im Militäreinsatz“ (Heise 2012, 252 S., 18,90 Euro) verantwortet. Am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg diskutiert er am Mittwoch über Drohnenbeschaffung durch die Bundeswehr und „Bemühungen zur Ächtung vollautomatischer Waffensysteme“. Und spricht gleich tags darauf im sachsen-anhaltinischen Schönebeck über „Robotik in der Pflege – Was kommt da auf uns zu?“ MATT
Podiumsdiskussion zu Drohnenbeschaffung versus -ächtung: Mi, 27. April, 18 Uhr, IFSH, Beim Schlump 83, Hamburg
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