LESERINNENBRIEFE ZU VERSCHIEDENEN THEMEN

Das wäre wirklich links

betr.: „Es gibt noch linke Grüne“, taz vom 21. 4. 16

Was ist links? Für mich am allerwenigsten das Einknicken einer Partei gegenüber der eigenen saturierten Wählerschicht. Die Wiederbelebung der Vermögenssteuer – geschenkt. Aber eher eine überfällige politische Entscheidung als eine richtige. Als richtig würde ich es empfinden, wenn es einer Partei endlich einmal gelingen würde, ihrer Wählerschaft nicht nach dem Mund zu reden, sondern sie herauszufordern. Von gesellschaftlicher Solidarität wird bei den Grünen immer noch gerne geredet. Warum fordert man sie nicht ein – auch von dem „Architektenehepaar in Freiburg“? Was wollen wir eigentlich wirklich ändern – bei uns!!?? Danach kritisch zu fragen wäre wirklich links. Hildegard Meier,Köln

FDP, nein danke

betr.: „Ich bin sittlich und moralisch gefestigt“, taz vom 21. 4. 16

Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki sagt, die Grünen seien eine Verbots­partei: „Siehe Nachtflugverbote, Rauchverbote in Kneipen.“

 Alle Parteien beschließen Gesetze, die Regeln und Verbote beinhalten – so gesehen sind alle Parteien „Verbotsparteien“, nicht nur die Grünen wie Kubicki behauptet.

Das Rauchverbot in Restaurants und Kneipen wurde nicht nur von den Grünen beschlossen, (so stark ist die Partei ja gar nicht). Es wurde aus Gesundheitsgründen zum Schutz der Angestellten in Kneipen und Restaurants beschlossen.

Nicht, dass Kubicki das nicht wüsste, aber er wirft es einfach mal populistisch als „Beweis“ für seine Behauptung in den Ring, dass die Grünen eine Verbotspartei seien, um sie negativ zu etikettieren.

Nach diesem Interview weiß man mal wieder, warum man die FDP nicht wählt.

Manuela Kunkel, Stuttgart

Liberalitätsirrsinn

betr.: „Ich bin sittlich und moralisch gefestigt“, taz vom 21. 4. 16

Herr Kubicki spendet einem Bettler nichts, wenn es andere Bettler sehen, weil die dann neidisch werden und es zu Unfrieden kommt. Ich frage mich, warum sich dann er und seine Partei nicht nachhaltig dafür einsetzen, die seit Jahren zunehmenden auseinanderdriftenden Vermögen in der Bevölkerung zu reduzieren? Offenbar hat Herr Kubicki es doch begriffen, was die Sozialforschung empirisch belegt hat: dass Gesellschaften mit geringeren finanziellen Ungleichheiten stabiler und friedlicher sind.

Kubickis Liberalitätsdogma wird zum Irrsinn, wenn er die Kommunen verpflichten (!) will, mehr Bauland auszuweisen – auf dass die Städte sich noch weiter ausbreiten und die Lebensqualität mangels Grünflächen herabgesetzt wird. Dann bleibt nur noch der Weg in die Verrauchte Kneipe.

Bernd-H. Inselmann Brandenburg

Auf Kosten der Armen in aller Welt

betr.: „Die Seafood-Sklaven aus Myanmar“, taz vom 20. 4. 16

Es wird immer schwieriger, darüber hinwegzusehen, dass wir hier in Europa auf Kosten der Armen in aller Welt leben. Wir exportieren Waffen, mit deren Hilfe politische Strukturen destabilisiert, Hoffnungen auf politische Teilhabe für Millionen zerstört werden. Gleichzeitig helfen diese Waffen, Besitzstrukturen zugunsten einer kleinen Oberschicht zu stabilisieren. Im Gegenzug konsumieren wir die Produkte, die unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt werden, und deren ökologischen und ökonomischen Produktionsfolgen das Überleben in vielen Ländern immer schwerer machen. Sie werden kommen, die Kriegsopfer, die Ausgebeuteten. Und sie werden uns nicht fragen, ob uns das recht ist.Johannes Steffens, Gelsenkirchen