: Neuer Überläufer
SYRIEN Chef der Militärpolizei wechselt die Seiten. Rebellen erobern Stadt nahe der Grenze zur Türkei
BEIRUT dapd | In Syrien ist ein weiterer ranghoher Beamter zur Opposition übergelaufen. Der Chef der Militärpolizei, Generalmajor Abdul Asis Jassim al-Schallal, erklärte in einem Video, er schließe sich der Volksrevolution an. Das Militär schütze nicht länger das Volk, sondern sei zu einer „Bande für Mord und Zerstörung“ verkommen. Der Generalmajor warf den Streitkräften vor, Städte und Dörfer zu zerstören und Massaker an Unschuldigen zu verüben.
Das Video wurde am Dienstagabend vom Fernsehsender al-Arabija gezeigt. Seit Beginn des Aufstands gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad sind Dutzende Offiziere zur Opposition übergelaufen. Auch Tausende Soldaten verweigerten Assad die Gefolgschaft.
Den Angriffen der Regierungstruppen fielen unterdessen nach Angaben von Aktivisten in der Provinz Rakka mindestens 20 Menschen zum Opfer. Unter den Getöteten seien acht Kinder und drei Frauen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Ein Amateurvideo zeigte die Leichen von mehreren Menschen, unter ihnen Kinder, in einer Reihe in einem Zimmer. Einige hatten Blut an der Kleidung.
Die Rebellen griffen den Angaben zufolge erneut den Militärstützpunkt Wadi Deif in der Provinz Idlib im Norden des Landes an. Der Stützpunkt in der Nähe der strategisch wichtigen Stadt Maaret al-Numan wird seit Wochen von Regierungsgegnern belagert. Die Beobachtungsstelle erklärte, die neuerlichen Kämpfe hätten mindestens fünf Rebellen das Leben gekostet. Kampfflugzeuge hätten Stellungen der Rebellen in der Region angegriffen.
Nach Wochen schwerer Gefechte verbuchten die Rebellen Aktivisten zufolge einen weiteren militärischen Erfolg und eroberten die Stadt Harem im Grenzgebiet zur Türkei. Mohammed Kanaan, ein Aktivist in Idlib, sagte, Harem sei vollständig befreit. Zuletzt hätten die Aufständischen die Zitadelle der Stadt eingenommen, die die syrische Armee zu einem Militärstützpunkt gemacht habe. Die Aufständischen haben inzwischen große Gebiete entlang der Grenze zur Türkei erobert, vor allem im Norden der Provinz Aleppo.