: Flüchtlinge müssen in Piräus Touristen weichen
Griechenland Behörden räumen "wildes" Lager im Hafen von Athen. Auf Widerstand treffen sie nicht
Seit Wochen harrten über 5.000 Menschen hier in Lagerhallen oder einfachen Zelten aus – darunter zahlreiche Familien mit kleinen Kindern. „Wir wollen vor allem unseren Kindern zuliebe in ein organisiertes Camp“, sagt eine etwa 30-jährige Frau aus Afghanistan. Natürlich schwinge die Angst immer mit, dass man weggesperrt werde, so die Frau weiter. Aber sie habe Bilder aus dem Camp gesehen. Freunde haben ihr die Fotos aus dem Camp Skaramagas geschickt. Sie seien dort angekommen. „Besser als hier“, sagt sie. Eine Chance, gen Nordeuropa zu reisen, sehe sie nicht mehr.
„Viele der Flüchtlinge wollen das wilde Lager hier unbedingt verlassen“, sagt Nezea Milian von der griechischen Organisation „Gemeinschaftliche Flüchtlingshilfe von Piräus“. Zuerst hatten die meisten Angst gehabt, dass sie in geschlossene Lager gesteckt würden. Denn sie hätten von den Hotspots auf den Inseln gehört, die nicht verlassen werden dürfen. Es gebe hier zu wenige Übersetzer, zu viele unterschiedliche Informationen – und so dauere es, bis einem die Menschen vertrauen.
Bereits in der vergangenen Woche wurden etwa 500 Flüchtlinge aus dem Lager am Hafen von Piräus in das staatliche Flüchtlingscamp Skaramagas gebracht. Auch am Sonntag seien mehr als 1.500 Menschen von Piräus aus mit Bussen in das Auffanglager gebracht worden, meldete der Athener Radiosender Athina 984. Am Montag wurden weitere 500 Flüchtlinge und Migranten mit Bussen in das staatliche Flüchtlingscamp gebracht, so die Behörden. Aktuell sind noch 3.758 Flüchtlinge und Migranten am Hafen von Piräus.
Auch sie sollen bis Ende der Woche in Flüchtlingsunterkünfte verteilt werden. Die Aktion sei „jetzt erst angegangen worden, weil weitere Kapazitäten erst mal geschaffen werden mussten“, sagte ein Regierungssprecher der taz. Natürlich habe die Dringlichkeit, den Hafen zu leeren, auch mit dem Touristengeschäft zu tun. Das Camp Skaramangas könne etwa 2.500 Menschen unterbringen, ist also fast am Limit. An weiteren Unterkünften werde gearbeitet. Theodora Mavropoulos
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