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Kein Geld für Ruheraum

Bittsteller Die Kulturpolitik wird um Geld für ein Museum der Stille und ein Museum für Cartoons gebeten – vergeblich

von Susanne Messmer

Franz Kafkas beinahe 100 Jahre alter Roman „Das Schloss“ ist nach wie vor aktuell – dies bewies die Anhörung des gebürtigen Moskauer und heute in Berlin lebenden Künstlers Nikolai Makarov am Montag im Kulturausschuss.

Da kommt also ein Mann, von dem offenbar in dieser Runde kaum einer je gehört hat, in ein politisches Theater hinein und wirbt um die Anerkennung seiner beruflichen und privaten Existenz: um finanzielle Unterstützung seines „Museums der Stille“, von dem ebenfalls hier kaum einer wusste. 1994 wurde das Museum in der Linienstraße bereits gegründet, es will ein Ort sein, in dem man ohne religiösen Hintergrund zu Kontemplation eingeladen ist – eine gute Sache eigentlich in Zeiten der sich verdichtenden Stadt.

Doch durch die Mauern dieses Kulturausschusses dringt ebenso wenig jemand wie durch die eines Schlosses. Es wird Wohlwollen geäußert, es ist ja auch durchaus rührend, wenn da einer seit mehr als 20 Jahren mit Hilfe von Freunden und ehrenamtlichem Engagement ein kleines Museum betreibt – aber Hilfe? Nun denn, räusper räusper, dieser Haushalt ist beschlossen, der nächste wird in anderthalb Jahren beschlossen.

„Haben Sie vielleicht mal etwas von Projektraumförderung gehört?“, fragt sinngemäß Staatssekretär Tim Renner (SPD) und hat wahrscheinlich das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben für den armen Mann. Nächster Tagesordnungspunkt.

Wahrscheinlich hat der Geschäftsführer der Cartoonlobby e. V. Andreas Nicolai anders als Makarov ungeheures Glück, dass er ausgerechnet in diesen Tagen als Bittsteller im Kulturausschuss aufschlägt. Kurz referiert er über die Arbeit seines Vereins, und schon wachen die Abgeordneten um den runden Tisch mit einem Schlag auf: „Was darf Satire?“ hören sie, und schon sind sie beim aktuellen Tohuwabohu um die Böhmermann-Affäre, reiben sich die Augen und hören tatsächlich erstmals an diesem drögen Nachmittag ein wenig zu.

„Was darf Satire?“, hören die Abgeord­neten, und schon wachen sie auf

Andreas Nicolai berichtet von der Arbeit seines Vereins – und dass es ein Skandal ist, dass es in Berlin, der Hauptstadt der Satire, wo viele Satireblätter entstanden und wo heute die meisten Zeichner Deutschlands leben, keinen zentralen Ort gibt, der die Geschichte und Gegenwart des Cartoons dokumentiert und diskutiert. „Es braucht ein Forum, das stünde dem politischen Berlin gut zu Gesicht“, sagt er – und erntet freundliches Raunen.

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass Renner warme Worte für das Vorhaben der Cartoonlobby findet. Renner gilt als Lame Duck in seiner Position, denn er ist in der Plattenindustrie groß geworden, in der sogenannten U-Kultur – und er wird wohl wenig daran ändern können, dass 95 Prozent der Berliner Kulturmittel an Opern, Museen und Theater gehen.

Womit man wieder beim Schloss wäre: Mag sein, dass Nicolai mit seinen Cartoons besser durchgedrungen ist als sein Vorgänger – Geld für ein Berliner Cartoonmuseum wird es in absehbarer Zeit ebenso wenig geben wie fürs Museum der Stille.

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