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Archiv-Artikel

Ohne Moos nix los

Die Finanzierung des Karnevals der Kulturen steht ab 2007 auf der Kippe. Dann läuft die Bundesförderung aus. Woher dann das Geld kommen soll, ist unklar. Der Vorstoß der Grünen, vom Senat ein Konzept zu verlangen, wurde abgeschmettert

von FELIX LEE

Wenn es in der Hauptstadt in den vergangenen Jahren ein Großereignis gegeben hat, das kontinuierlich mit Zulauf rechnen konnte, dann war es der Karneval der Kulturen. Doch bereits ab 2007 könnte Schluss mit lustig sein. Zumindest nach Darstellung der Grünen droht Berlins größtem Multikultifest das Aus.

„Für 2007 sieht der Senat keine Förderung vor“, kritisierten die beiden Abgeordneten Oliver Schruoffeneger und Jasenka Villbrandt. Die Grünen hatten am Dienstag im Hauptausschuss den Senat aufgefordert, einen Bericht über die finanzielle Absicherung dieser Großveranstaltung vorzulegen. Mit den Stimmen der SPD und der Linkspartei.PDS wurde diese Forderung jedoch abgelehnt. Damit sei das Fest in Frage gestellt.

Der Karneval der Kulturen, der seit 1995 jedes Jahr zu Pfingsten ausgerichtet wird, gehört zu den größten Veranstaltungen in Berlin. Allein in diesem Jahr lockte der Umzug mehr als 700.000 BesucherInnen aus etwa 80 Nationen an. Veranstalter ist die Werkstatt der Kulturen, deren Arbeit der Integrationsbeauftragte fördert. Der Karneval selbst wird seit 2004 jedoch mit 170.000 Euro aus dem Hauptstadtkulturfonds finanziert, der Rest kommt von Sponsoren. 2007 läuft die Bundesförderung aus. Die Grünen finden, der Senat müsse nun für den Fortbestand sorgen.

Der Integrationsbeauftragte des Senats, Günter Piening, wies die Kritik jedoch zurück und sprach von einer „aus der Luft gegriffenen Behauptung“. Es sei falsch, vom Senat aus über eigene Finanzierungskonzepte zu diskutieren, wenn die Verhandlungen mit dem Hauptstadtkulturfonds noch gar nicht begonnen haben: „Ich gehe davon aus, dass der Bund auch weiter zu seiner Verantwortung steht.“

Dem widerspricht wiederum die den Grünen nahe stehende Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, Adrienne Goehler. Die Förderung sei auf Projekte ausgerichtet, nicht auf institutionalisierte Veranstaltungen. „Der Korridor ist ausgeschöpft“, sagt Goehler. Sie habe bereits vor Jahren dem Senat vorgeschlagen, den Karneval im Wechsel zu finanzieren: 3 Jahre aus dem Hauptstadtkulturfonds, 3 Jahre aus Lottogeldern, über die der Landeshaushalt bestimmt. Diesen Vorschlag habe der Senat damals jedoch verworfen.

Von einer „bodenlosen Unverschämtheit“ spricht hingegen Carl Wechselberg. Der Haushaltsexperte der Linkspartei.PDS bezeichnete die Vorwürfe an den Senat als „verlogen“. Goehler habe maßgeblich auf das Ende der Bundesförderung gewirkt. Er kündigte an, Druck auf die Verantwortlichen des Fonds auszuüben, damit sie ihre Entscheidung revidieren. Vielleicht könne der Senat durch Umverteilung eine kleine Summe aufbringen. Angesichts der dramatischen Finanzlage der Stadt sei dies jedoch nicht einfach. Zugleich forderte er die Veranstalter auf, sich verstärkt um Sponsoren zu bemühen. Dies werde längst getan, sagte Anett Szabo von der Werkstatt der Kulturen: „Doch ohne öffentliche Basisfinanzierung kommt kein Sponsor.“