piwik no script img

Konservative unter sich, Linke bleibt außen vor

Peru Mit Keiko Fujimori und Pedro Pablo Kuczynski schaffen es zwei Rechte in die Stichwahl

Im Parlament gewinnt Fujimoris Partei die Hälfte der Mandate

BUENOS AIREStaz| Bei der Präsidentschaftswahl in Peru haben sich am Sonntag zwei rechte KandidatInnen für die Stichwahl qualifiziert. Nach Auszählung von 60 Prozent der Stimmen kommt Keiko Fujimori auf 39,4 Prozent, Pedro Pablo Kuczynski auf 24 und die linke Kandidatin Verónika Mendoza auf 16,7 Prozent. Auch wenn noch 40 Prozent der Stimmen ausgezählt werden müssen, dürfte sich an der Rangliste nichts mehr ändern.

Ein ähnliches Szenario bietet auch die vorläufige Sitzverteilung im gleichzeitig neu gewählten Parlament. Keiko Fujimoris Fuerza Popular ist mit Abstand die stärkste politische Kraft und errang 65 der 130 Mandate. Kuczynskis Peruanos por el Kambio errang 23 Mandate, die Frente Amplio 21. Wer auch immer die Präsidentschaft gewinnt, muss sich im Parlament um Bündnispartner bemühen.

Trotz ihres souveränen Einzugs in die Stichwahl trat die 40-jährige Keiko Fujimori sichtlich erleichtert vor die Fernsehkameras. Die Menschen hätten für einen Wechsel gestimmt und für Versöhnung und Frieden. Damit bezog sie sich zweifellos auf die Demonstrationen am vergangenen Donnerstag, als Zehntausende landesweit gegen die Rückkehr des Fujimori-Clans an die Macht demonstrierten.

Verónika Mendoza, die Kandidatin des 2012 unter anderen von kleinen Linksparteien, Gewerkschaftsgruppen und indigenen Gemeinschaften gegründeten Bündnisses Frente Amplio, lag lange abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. In den vergangenen Wochen hatte sie kräftig aufgeholt. Die Ablehnung neoliberaler Politik und die Verbindung von Fragen der sozialen Gerechtigkeit mit Umweltthemen und den Problemen Indigener machte sie zur echten Alternative.

Von einer Niederlage wollte die 35-Jährige bei ihren ersten Auftritt am Wahlabend nicht sprechen: „Wir haben gezeigt, dass sich in der Politik nicht automatisch die Macht des Geldes durchsetzen muss“, sagte sie.

Gelassen gab sich der 77-jährige Pedro Pablo Kuczynski. Unter dem früheren Präsidenten Alejandro Toledo war er Wirtschafts- und Finanzminister sowie Ministerpräsident. Zudem hatte er schon mehrere Direktorenposten bei internationalen Banken und ausländischen Öl- und Gasfirmen inne und ist ein ausgesprochener Lobbyist der Bergbauindustrie.

Wer die Stichwahl am 5. Juni gewinnt, ist offen. Wirtschaftspolitisch unterscheidet Keiko Fujimori und Pedro Pablo Kuczynski nichts. Beide werden das neoliberale, extraktivistische Modell auch wegen der gefallenen Rohstoffpreise noch stärker forcieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Anti-Fujimori-Stimmen Kuczynski zufließen werden. Jürgen Vogt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen