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Angerostetes Atommüllfass im Zwischen­lager Gorleben

Energie Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg fordert, alle Behälter genau zu überprüfen

So ein Fass fängt wenigstens nicht an zu rosten Foto: dpa

GÖTTINGEN taz | Mindestens 150 durchgerostete oder anderweitig schwer beschädigte Fässer mit Atommüll lagern in den Kavernen des Atomkraftwerks Brunsbüttel. Vor wenigen Wochen begann der Betreiber Vattenfall mit der aufwendigen Bergung. Ferngesteuerte Kräne sollen die Behälter aus den Kellern hieven, die Aktion wird mindestens drei Jahre dauern und Millionen Euro kosten.

Jetzt ist erstmals auch im Gorlebener Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll, dem offiziell so genannten Abfalllager, ein angerostetes Fass entdeckt worden. Der 400-Liter-Behälter weise nur „lokal begrenzte Korrosionsspuren im Bodenbereich“ auf, versucht der Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), Jürgen Auer, zu beruhigen. Die Firma betreibt das Abfalllager und die daneben stehende Halle für Castor-Behälter mit hochradioaktivem Atomschrott.

Das niedersächsische Umweltministerium habe nach einem Vor-Ort-Termin in Gorleben festgestellt, „dass die Fassintegrität nicht gefährdet und die Fassoberfläche kontaminationsfrei“ ist, sagt Auer. Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) will sich am Montag bei einer Pressekonferenz dazu äußern.

Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg wirft der GNS vor, den Vorfall zu verharmlosen. „Der Betreiber spielt die Sauberfirma“, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke der taz. Er verlangte eine ausführliche Untersuchung aller in Gorleben eingelagerten Behälter: „Dabei muss mehr als die erste Reihe abgeschritten werden.“

Pannen gibt es schon lange

Das angerostete Fass gehört zu einer Charge von 1.307 Fässern, die ursprünglich in das Endlager Morsleben in Sachsen-Anhalt gebracht werden sollten, wegen dessen Schließung 1998 aber in Gorleben landeten. Sie sind für eine spätere Endlagerung im Schacht Konrad vorgesehen.

Das Gorlebener Abfalllager ist seit mehr als 30 Jahren in Betrieb. Den ersten Zwischenfall gab es schon 1984 beim Probetransport des ersten Atommüllfasses. Der Lkw konnte damals nicht in die Halle fahren, weil das Tor 30 Zentimeter zu niedrig war. Nach den ersten Einlagerungen brach der Hallenboden an einigen Stellen auf. Es dauerte fast ein Jahr, bis der Estrich erneuert war. Ende der 1980er Jahre wurden in Gorleben Fässer mit ungeklärtem Inhalt aus der belgischen Atomschmiede Mol entdeckt, rund 1.300 Gebinde mussten nach öffentlichem Druck wieder entfernt werden. 2004 konstatierte das Umweltministerium in Hannover im Abfalllager feuchte Stellen und „Farbabplatzungen“ an einigen der eingelagerten Behälter.

Reimar Paul

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