Wissen Geflüchtete sollen sich schnellstens integrieren, doch wie integriert sind eigentlich die Einheimischen? Testen Sie sich: Wie deutsch sind Sie?
Von Tillmann Bauer (Text) und Donata Kindesperk (Illustrationen)
Andere Länder, andere Sitten. Als Geflüchteter fühlt man sich in ungewohnter Umgebung zunächst fremd. So weit, so normal. Doch wie benimmt man sich im neuen Land richtig? Welche Rituale gelten in Deutschland als „normal“?
Viele Fragen – häufig keine Antworten. Abhilfe schafft da zum Beispiel der von einer NGO erstellte „Refugeeguide“ (zu Deutsch: „Flüchtlingsleitfaden“). Er soll helfen, den Alltag in Deutschland erfolgreich zu meistern.
Wir drehen nun mal den Spieß um und bieten Ihnen ein Integrationsquiz auch für Einheimische. Wie oft haben Sie sich insgeheim wohl schon gedacht: Ich wäre doch sicher ein viel besserer Geflüchteter.
Nun haben Sie endlich die Chance dazu – zeigen Sie, was in Ihnen steckt. Wie integriert sind Sie wirklich? Sind Sie überhaupt ein guter Deutscher? Für jede richtige Antwort gibt es einen Punkt, für besonders gesittete gern auch mal zwei. Also los geht’s! Machen Sie den Test:
1. Welche Begrüßung wählt man, wenn man ein Wartezimmer beim Arzt betritt?
a) Ein strahlendes „Herzlichen Glückwunsch“.
b) Ein zunickendes „Guten Tag“.
c) Ein zurückhaltendes „Mein Beileid“.
2. Einer fremden Person auf der Straße zuzulächeln gilt in Deutschland als …
a) … offensiver Flirtversuch.
b) … üblicher Versuch, freundlich zu sein.
c) … markantes Zeichen, dem Gegenüber zu signalisieren, sich endlich mal die Zähne zu putzen.
3. Fahrradfahrer ...
a) … haben im Straßenverkehr keinerlei Rechte und Pflichten und müssen auf dem Fußweg fahren.
b) … müssen Ampeln nicht beachten.
c) … haben im Straßenverkehr die gleichen Rechte und Pflichten wie Autofahrer.
4. Wo wird das Papier üblicherweise nach dem Toilettenbesuch entsorgt?
a) In der Toilette.
b) Unter der Toilette.
c) Im Mülleimer neben der Toilette.
5. Beim Einkaufen stellt man sich …
a) … an die Kasse für das jeweilige Geschlecht an.
b) … an die Kasse mit den wenigsten Menschen an.
c) … immer an die ganz linke Kasse an.
6. Leitungswasser zu trinken …
a) … führt zu starkem Husten.
b) … gilt in Deutschland als Sünde.
c) …ist vollkommen unbedenklich.
7. Wenn das Telefon klingelt…
a) …meldet man sich gewöhnlich mit seinem Namen.
b) … drückt man den Anrufer weg und hofft, dass er nicht wieder anruft.
c) … nimmt man normalerweise nur ab, wenn man die Nummer kennt.
8. Bei privaten Einladungen bringt man dem Gastgeber üblicherweise …
a) … nichts mit.
b) … ein kleines Präsent mit, wie etwa eine Flasche Wein oder einen Blumenstrauß.
c) … die ganze Familie und meistens die eigenen Haustiere mit.
9. Wenn für einen Zug eine Abfahrtszeit von 16.23 Uhr angegeben ist, dann …
a) … ist das ein grober Richtwert.
b) … fährt der Zug um 16.23 Uhr ab.
c) … bedeutet das, dass der Zug ausfällt.
10. In öffentlichen Verkehrsmitteln ist es üblich …
a) … sich mit fremden Menschen zu unterhalten.
b) … auf seinem Smartphone zu tippen.
c) … den ganzen Wagen mit lauter Musik zu beschallen.
Ach, und falls Sie sich jetzt wundern sollten: Natürlich geht es eigentlich nicht nur darum, die Fragen richtig zu beantworten.
Denn Sie wissen ja schließlich schon, wie es hier läuft. Sie können sich vorstellen, dass Sitten nicht selbstverständlich sind, sondern für Neuankömmlinge vielmehr ziemlich verwirrend und seltsam erscheinen können. Darum noch eine kleine Zusatzaufgabe: Zwar werden fünf der Fragen im „Refugeeguide“ beantwortet – fünf aber nicht. Welche sind es? Und ganz generell: Was würden Sie neu angekommenen Geflüchteten noch mit auf den Weg geben?
Über den Flüchtlingsleitfaden wird die Koordinatorin des „Refugees-Guide“-Projekts Franziska Fischer bei der taz.lab-Veranstaltung „Navis in der neuen Heimat“ mehr berichten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen