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Ann-Kristin Achleitner, mächtigste Aufseherin Deutschlands Foto: ap

Die Aufsichtsrätin

Ja, ihr Mann Paul ist Aufsichtsratschef der Deutschen Bank – aber er interessiert in dieser Geschichte nur am Rande. Ann-Kristin Achleitner ist längst eine der mächtigsten Wirtschaftslenkerinnen des Landes. Die Ökonomieprofessorin von der TU München ist bereits Aufsichtsrätin in vier Großkonzernen: dem Handelsriesen Metro, dem Industriegasproduzenten Linde, dem französischen Energieversorger Engie und bei der weltweit größten Rückversicherungsgesellschaft, Munich Re.

Just zu ihrem 50-jährigen Geburtstag am Mittwoch meldet das Handelsblatt, dass noch ein Kontrollposten hinzukommt: Der bei der Deutschen Börse, die mit der Börse in London verschmelzen will.

Achleitner steht auf Elite. Deutschlands mächtigste Aufseherin ist offenkundig alles andere als eine Quotenfrau: Mit 26 Jahren hatte sie bereits zwei Doktortitel in Recht und Wirtschaft, mit 28 habilitierte sie, mit 30 wurde sie erstmals Aufsichtsrätin bei der Depfa Bank. Ihre Preise und Auszeichnungen passen gut auf eine DIN-A4-Seite, darunter das Bundesverdienstkreuz im Jahr 2014 und der Unesco Chair Entrepreneurship Award für unternehmerisches Handeln.

Für Achleitner ist das Soziale in der Marktwirtschaft wichtig: Sie beschäftigt sich mit der Finanzierung von Sozialunternehmen. Fünf Jahre war sie Vorsitzende im Beirat von Ashoka, dem weltweit größten Unterstützernetzwerk für Sozialunternehmer. Außerdem sitzt sie in der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, der sich um gute Unternehmensführung kümmert.

Auch die Stellung von Frauen in Unternehmen wird hier immer wieder diskutiert. Sie freue sich natürlich über mehr Frauen in Aufsichtsräten, sagt die Mutter dreier Kinder. Aber: Die Quote berge auch „die Gefahr, von wichtigeren Themen abzulenken“, sagt Achleitner. Für sie wichtig: Bedingungen schaffen, um Beruf und Familie zu vereinbaren. Auch das gesellschaftliche Bild sowie die Unternehmenskultur müssten sich ändern: „Es gibt immer noch tief verwurzelte Rollenvorstellungen“, ärgert sie sich. Und: „Wenn Frauen arbeiten, ist das auch ein Männerthema“. Leila van Rinsum