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Archiv-Artikel

Inhalte wichtiger als Sprache

betr.: „Mit anderen Worten“ (EU und Deutsche Welle wollen die Medienvielfalt in Weißrussland fördern. Das Pikante: Gesendet wird vor allem in der alten Besatzersprache Russisch), taz vom 21. 9. 05

Dieser Artikel ist einseitig und enthält falsche Akzentsetzungen.

Für uns waren die Inhalte der Radiosendung stets wichtiger als die Sprache – das Problem „Weißrussisch oder Russisch“ wurde jedoch in polemischer Art und Weise von bestimmten Gruppierungen hochgespielt, noch bevor irgendetwas zu Themen und Zielrichtung des Programms bekannt wurde. Dass die Deutsche Welle von der EU-Kommission Fördergelder bekommen hat, spricht für unser Projekt und nicht dagegen. Wer die russische Sendesprache gleichsetzt mit Russland bzw. der russischen Regierung, wer uns unterstellt, wir machten uns zum Werkzeug einer Russifizierungspolitik von Präsident Lukaschenko, der argumentiert bewusst böswillig. Russisch ist keineswegs lediglich Besatzersprache in Belarus, sondern wird von einer Mehrheit der Menschen verstanden, gesprochen und auch im täglichen Leben gebraucht. Wir ignorieren auch keineswegs, dass es Bestrebungen im Lande gibt, die weißrussische Sprache zu fördern – dies freilich ist Aufgabe der in Belarus lebenden Menschen und ihrer Organisationen. Wir nehmen insofern auf diese Entwicklungen Rücksicht, als wir unseren Internetauftritt zweisprachig (Russisch und Weißrussisch) halten werden. Für die Zukunft schließen wir keineswegs die Aufnahme weiterer weißrussischsprachiger Elemente auch in unsere Radiosendung aus. Wer angesichts dieser Dinge weiter von „mangelndem Respekt der deutschen Seite“ spricht, handelt bewusst fahrlässig.

Wir meinen, die Menschen in Belarus haben ein Recht auf freie, unzensierte Informationen und eine eigene Meinungsbildung. Die Deutsche Welle möchte dazu einen Beitrag leisten. Sie wird dies mit einem professionell gemachten und pluralistischen Programm tun.

MIODRAG SORIC, Chefredakteur Fremdsprachen,

Deutsche Welle, Bonn