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Theater wie früher

BEZIEHUNGS-Drama

Kunst geht nach Brot: Brosamen, Eintrittskartenerlöse genannt, braucht jedes Theater zum Überleben. Und Eintrittskarten lassen sich umso mehr verkaufen, wenn die wirklich wichtigen Probleme der Zuschauermehrheit – das sind: Frauen – von einer Bestsellerautorin formuliert werden. Mutig in seiner Ehrlichkeit behauptet das Hamburger Ernst-Deutsch-Theater diesen Zusammenhang nicht nur, es nutzt, es fördert ihn.

Und weist der Branche einen Weg zurück in die Zukunft: Anderswo mögen Theatermacher ihre reiche Tradition ruinieren, indem sie die Grenzen aufheben zwischen Schauspielern und deren Rollen, Zuschauern und Regie; sie ignorieren grundsätzlich das Primat der Sprache – das der deutschen Sprache im Besonderen –, und suchen im holden Kanon nurmehr nach Flüchtlingsthemen. Umso klüger also die Entscheidung der Hamburger Privatbühne, sich publikumsfeindlichem Unsinn zu verweigern – und einfach mal wieder ein klassisch-verplaudertes Drama zu präsentieren, als Kammerspiel ohne Mitmachzwang. Und eine Rolle gleich noch mit einem Star zu besetzen: Jasmin Wagner alias „Blümchen“.

„Liebeslügen oder Treue ist auch keine Lösung“, das am Donnerstag Premiere hat, wurde verfasst von DER postemanzipations-Fachfrau hierzulande: Ildikó von Kürthy, die in Roman und Kolumne so hautnah wie kompetent über ein Leben zu berichten weiß, das sich um Körperdesign und-schmuck dreht, und Suche allenfalls nach Diätrezepten und zärtlich-wildem Sex kennt. Auf dem Theater nun lässt von Kürthy drei beste Freundinnen reflektieren: über Männer, Kinderwunsch, Eheprobleme, das Single-Dasein und Affären. Unzensiert, verständlich und, unterstreicht Intendantin Isabella Vértes-Schütter, in „wunderbaren komödiantischen Dialogen“. jfis

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