Nach der Arbeit noch Muttern versorgen

Pflegereport AOK Ein Drittel der Leute, die Angehörige pflegen, arbeitet zusätzlich in einem Vollzeitjob

BERLIN taz | Die Pflege von Angehörigen findet zum größten Teil in der Familie statt. Die erwachsenen Kinder, darunter vor allem die Töchter, erbringen die meiste Hilfe. Dabei gibt es schichtspezifische Unterschiede. Das sagte die Pflegewissenschaftlerin Adelheid Kuhlmey anlässlich der Vorstellung des Pflegereports 2016 der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) am Montag in Berlin.

Derzeit gibt es 2,7 Millionen Pflegebedürftige, davon sind 700.000 Menschen in Heimen untergebracht. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren in etwa gleich geblieben. Der Anteil der Hochaltrigen, die ihre Partner oder Partnerinnen pflegen, habe etwas zugenommen, der der pflegenden erwachsenen Kinder gehe hingegen etwas zurück. Dennoch würden drei Viertel der privaten Pflege von den Kindern geleistet – vor allem von den Frauen. Angehörige der „bildungsnahen Schichten“ machen die Pflege seltener allein und geben auch seltener ihren Beruf auf, um die Eltern zu pflegen, so Kuhlmey. Anders sei dies bei Frauen und Männern, die schlechter verdienten oder arbeitslos seien. Sie beteiligen sich stärker an der Pflege.

Laut einer Befragung von 1.000 Pflegepersonen durch das wissenschaftliche Institut der AOK (Wido) hat ein Drittel der Hauptpflegepersonen noch einen Vollzeitjob, aber die Mehrzahl davon lebt nicht im selben Haushalt wie der gebrechliche Angehörige. Viele kommen nur ein bis drei Stunden zur Betreuung. Ein weiteres Drittel arbeitet in Teilzeit oder stundenweise, die Hälfte davon hat die Arbeitszeit wegen der Pflege reduziert. Fast zwei Drittel der Befragten nehmen als Ergänzung ambulante Pflegedienste in Anspruch.

Konstruktionen mit privat bezahlten osteuropäischen Pflegekräften, die 2.000 bis 2.500 Euro im Monat kosten können und privat bezahlt werden, sind eine Ausnahme. Sie machten nur etwa 3 Prozent der Pflegehaushalte aus, sagte Kuhlmey.

Barbara Dribbusch