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Archiv-Artikel

BEIM SPIEL DES SV ALTES JAHR GEGEN DEN 1. FC NEUES JAHR GAB ES MAL WIEDER RAKETEN UND RANDALE Knallt so schön

ROGER REPPLINGER

Mitglieder verschiedener Fangruppen, sogenannte „Ultras“, haben in der Nacht von Montag auf Dienstag erneut, trotz der eindringlichen Bitten und Warnungen der Polizei, der Feuerwehr und der Verantwortlichen der beiden beteiligten Vereine, im gesamten Stadtgebiet der Hansestadt große Mengen an Alkohol konsumiert, sich umarmt, geküsst, gesungen und Pyrotechnik abgebrannt. Es kam zu zahlreichen, auch schweren, Verletzungen sowie – nicht zuletzt dank des Einsatzes von Reiter- und Hundestaffel – zu mehreren Festnahmen. Erst in den frühen Morgenstunden beruhigte sich die Lage etwas. Doch die ganze Nacht über zogen kleine Gruppen gewaltbereiter Jugendlicher mit rußgeschwärzten Gesichtern grölend und johlend durch die Straßen unserer friedlich schlafenden, schönen Stadt, und entzündeten bengalische Feuer, Böller, Bomben, Raketen, Müllcontainer, Briefkästen und diverse Mittelklassewagen.

Die CDU hat den Senat und vor allem Innensenator Michael Neumann (SPD) aufgefordert, „endlich härter durchzugreifen und dem einen Riegel vorzuschieben, etwa durch ein Verbot der ganzen Veranstaltung“. Der CDU-Landesvorsitzende Marcus Weinberg forderte den Ersten Bürgermeister auf, die Angelegenheit „zur Chefsache zu machen“. Die FDP regte an, nicht mehr der Polizei und damit den Steuerzahler „für das Vergnügen einiger Unbelehrbarer aufkommen zu lassen“, sondern privaten Sicherheitsfirmen den Schutz derartiger Veranstaltungen zu übertragen.

Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG), sagte der taz mit Blick auf die Vorkommnisse in Hamburg: „Der Senat hat die Polizei wieder einmal alleine gelassen. In der derzeitigen Situation müssen wir leider jedem Fan sagen: Wer dahin geht, begibt sich in Lebensgefahr.“ Auch Wendt findet, dass private Sicherheitsfirmen für solche Aufgaben besser geeignet sind als die Polizei und verweist auf die Firma „Hassofass“, in der viele aktive und ehemalige Polizeibeamte in ihrer Freizeit tätig sind. Pro Mann und Stunde koste ein Einsatz von „Hassofass“ 53,70 Euro plus Mehrwertsteuer, so Wendt. Hunde kämen extra.

Sprecher der Ultras zeigten sich völlig uneinsichtig und versuchten ihr schändliches Treiben durch Formulierungen wie: „Wir woll’n doch nur feiern“, „Paadie, Paadie“, „sind so schöne Fahben“ und „knallt so schön“ zu verharmlosen. Anlass für das Ganze war ein Spiel zwischen dem SV Altes Jahr und dem 1. FC Neues Jahr. Lange Zeit hatte es nach einem Remis ausgesehen, bis der 1. FC gegen Mitternacht einmal traf. Dem neutralen Beobachter erschließt sich die Begeisterung der Beteiligten nicht ganz.

Inzwischen sind die meisten Zaun-Fahnen entfernt, die tapferen Männer der Müllabfuhr haben den ganzen Mist weggeräumt. Es steht allerdings zu befürchten, dass uns der Spielplan, wenn nichts Einschneidendes passiert, im nächsten Jahr, und zwar so ziemlich genau um die gleiche Zeit, die gleiche Partie beschert. Und dann geht das wieder los.