: Plötzliches Unbehagen
Meisterschaft Nach der überraschenden Heimniederlage gegen Mainz muss Dauertabellenführer Bayern am Samstag beim Verfolger in Dortmund endlich mal ein echtes Spitzenspiel bestreiten
aus münchen Maik Rosner
Der Überraschung folgten bemerkenswerte Momente und es war gar nicht so erstaunlich, dass die Mainzer dabei erneut mehr Eindruck hinterließen als die unterlegenen Münchner. Ein FSV-Profi nach dem anderen plauderte über den Coup beim Tabellenführer, dem sie die erste Heimniederlage nach 17 Heimsiegen in Serie beigebracht hatten – ausgerechnet bei Uli Hoeneß’ erstem Arenabesuch seit fast zwei Jahren.
Leon Balogun tat sich nach dem 1:2 des FC Bayern dabei besonders hervor. „Wir haben erst mal ein kleines Siegerfoto gemacht“, erzählte der Abwehrspieler. Dann habe man sich noch einmal die Tore angesehen, Jairos 0:1 aus der 26. Minute und Jhon Córdobas 1:2 (86.) nach Arjen Robbens zwischenzeitlichem Ausgleich (64.). Es sei gefeixt und noch einmal gejubelt worden, sagte Balogun. „Es eskaliert ganz dezent“, meinte er und grinste, ebenso wie Kapitän Julian Baumgartlinger, der ähnlich vergnügt vermeldete, dass es zur Feier des Tages zwar kein Bier gegeben habe, „sondern so einen Regenerationsdrink. Der hat aber auch geschmeckt.“
Natürlich hatten die Münchner wieder einmal hauptsächlich den Abend gestaltet, mit 78 Prozent Ballbesitz. Die Produktivität allerdings war äußerst überschaubar, da es die Mainzer geschickt verstanden hatten, die Passfolgen zu ersticken. Hinzu kamen die zwar seltenen, aber äußerst zielstrebig vorgetragenen Gegenstöße. Die Bayern dagegen waren ziemlich ideenlos aufgetreten und zudem einer altbekannten Schwachstelle erlegen. „Wir reden immer über das Gleiche“, sagte Robben im Fernsehen verstimmt, „wir dürfen die Konter nicht zulassen. Da ging einiges schief.“ Später, in den Katakomben, zog er es wie die meisten seiner Kollegen vor, sich lieber gar nicht zu äußern.
Durch den Hinterausgang waren die meisten Münchner von dannen gezogen. Nur Robert Lewandowski und Karl-Heinz Rummenigge bezogen ausführlich Stellung. Mit dem Tenor, nun mit leichtem Unbehagen ins Topspiel beim Tabellenzweiten Borussia Dortmund zu gehen. „Das wird jetzt ein Spiel am Samstag, das wir nicht verlieren dürfen“, sagte Vorstandschef Rummenigge. Der ehemalige BVB-Angreifer Lewandowski ergänzte ebenfalls eher irritiert denn selbstsicher: „Ich hoffe, dass die fünf Punkte Vorsprung bleiben. Wir müssen am Samstag viel, viel besser spielen.“ Und egal, was in Dortmund passiere, ahnt er, „es ist noch ein langer Weg“ bis zum Meistertitel.
Robert Lewandowski
Plötzlich eröffnet sich ein Szenario, das bisher undenkbar schien. Bei einer weiteren Niederlage bei Borussia Dortmund käme der Verfolger, der nun tatsächlich als solcher gelten darf, auf zwei Pünktchen heran, womit der Titelkampf völlig offen wäre. Und das vor den entscheidenden Saisonwochen, in denen am 16. März das nach dem 2:2 in Turin nicht ungefährliche Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen das konterstarke Juventus Turin ansteht.
Die Mainzer sind der Zulassung zu dieser großen Bühne derweil gar nicht mehr fern. Nur drei Punkte trennen sie von der anderen Überraschungsmannschaft der Saison. Noch liegt Hertha BSC auf Platz drei, welcher die direkte Qualifikation für Europas Eliteliga nach sich zöge. Auch dazu haben sich die 05er nach ihrem Coup geäußert. „40 Punkte waren das Saisonziel“, erinnerte Baumgartlinger, „jetzt können wir uns nicht mehr lange davor verstecken, uns neue Ziele zu setzen.“ 39 Zähler haben sie bereits.
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