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Journalisten vorerst auf freiem Fuß

Türkei

ISTANBUL taz | Der Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet Can Dündar und sein Kollege Erdem Gül sind in der Nacht von Donnerstag auf Freitag aus der Haft entlassen worden. Die beiden prominenten Journalisten waren drei Monate zuvor festgenommen und kurz darauf wegen Spionage und angeblicher Mitgliedschaft in einer Terrororganisation angeklagt worden. Am Donnerstag hatte das Verfassungsgericht einem Antrag der beiden Journalisten entsprochen und ihre Festnahme als unzulässige Einschränkung ihrer Freiheitsrechte gerügt. Das zuständige Istanbuler Strafgericht ordnete daraufhin die Freilassung aus der Untersuchungshaft an.

Noch in der Nacht wurden die beiden vor dem Gefängnis in Silivri von ihren Familien, Freunden und Kollegen begeistert in Empfang genommen. Beide erinnerten aber auch daran, dass weiterhin etliche Journalisten in der Türkei in Haft sind.

Unabhängig davon wird die Anklage gegen Can Dündar und Erdem Gül jedoch aufrechterhalten. Die Staatsanwaltschaft will die beiden Journalisten nach wie vor lebenslänglich hinter Gitter sehen, weil sie im Mai letzten Jahres einen Artikel veröffentlicht hatten, in dem sie Belege dafür präsentierten, dass der türkische Geheimdienst illegal Waffen für islamistische Kämpfer in Syrien über die Grenze geschafft hat.

Das Thema ist auch deshalb so heikel, weil nicht nur Russland, sondern auch viele westliche Länder der Türkei vorwerfen, den IS in Syrien zu unterstützen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der die Waffenlieferungen letztlich verantwortet, war über den Artikel so erbost, dass er persönlich Can Dündar anzeigte und drohte, der werde dafür „einen hohen Preis bezahlen“.

Jürgen Gottschlich

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