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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Der Vielfältigkeit der deutschen Filmkomödie der frühen 1930er Jahre widmet sich die Filmreihe „Lachende Erben“ im Zeughauskino: Neben einem Klassiker wie „Die Drei von der Tankstelle“, der der Weltwirtschaftskrise ein trotzig-amüsantes „Wir schaffen’s trotzdem“ entgegenschleuderte, findet sich im Programm ein weniger bekanntes Werk wie „Das Lied einer Nacht“ (1932), das mit dem polnischen Tenor Jan Kiepura in der Hauptrolle die eskapistischen Bedürfnisse des Publikums befriedigte. Viel Handlung hat man in der milden Verwechslungskomödie, in der ein gestresster italienischer Star-Tenor mit einem sympathischen Heiratsschwindler die Rollen tauscht, nicht zu erwarten. Dafür singt Kiepura bei jeder sich bietenden Gelegenheit und tut dies in den südlichen Gefilden der italienischen Schweiz zwischen Palmen und Bergserpentinen, die er im offenen Mercedes bereist, wobei er auch noch Magda Schneider kennen- und lieben lernt. Mit Bildwitz und flüssiger Eleganz in Szene gesetzt hat die Komödie der Russe Anatol Litwak, dem später in Hollywood noch eine große Regiekarriere bevorstand. Denn auch das erzählt die Filmreihe: wie eine Blütezeit des deutschen Films zu Ende ging, als die jüdischen Filmschaffenden in der Nazizeit Deutschland verlassen mussten (28. 2., 20.30 Uhr, 2. 3., 20 Uhr, Zeughauskino).

Auf der Berlinale noch mit großem Orchester, jetzt mit Anna Vavilkina an der Kinoorgel: Fritz Langs Klassiker „Der müde Tod“ (1921) in einer digital restaurierten und – als historisierende Neuinterpretation – auch viragierten Fassung. Da sich keine zeitgenössischen Angaben über diese Einfärbungen ganzer Szenen erhalten haben, orientierte sich die Restauratorin Anke Wilkening an den Viragierungen von anderen Filmen der Produktionsfirma Decla-Bioskop. Filmhistorisch muss man das bedenklich finden, doch das bedeutet nicht, dass man es bei dieser Neuschöpfung an Mühe hat mangeln lassen, um den schönen und vor allem in den an die deutsche Romantik gemahnenden Szenen der Rahmenhandlung wunderbar inszenierten Film in einem neuen Glanz erstrahlen zu lassen (1. 3., 20 Uhr, Babylon Mitte).

Klassisches Autorenkino mit Zugkraft: In „Ewige Jugend“ schickt Paolo Sorrentino Michael Caine als Komponisten und Harvey Keitel als Filmregisseur in ein Hotelsanatorium in der Schweiz, wo sie über das Altwerden philosophieren und in tragikomischen Begegnungen mit den Trug- und Traumbildern von Jugend sowie den eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert werden. Bewegend und überzeugend (27. 2., 21.15 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

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