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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Gerade steht das Theater ja deutlich im Schatten der Berlinale, und wenn man die Spielpläne studiert, könnte man zu dem Ergebnis kommen: das Theater wagt es kaum, während der Berlinale mit neuen Produktionen herauszukommen. Das HAU hat sich für eine Zeit sogar mit Haut und Haar der Berlinale verschrieben – traditionell finden dort die „Berlinale Talents“ Unterschlupf: eine Veranstaltungsreihe, die das Ziel verfolgt, etwa 300 Nachwuchskräfte des Films mit anerkannten Größen des Fachs zu vernetzen, aktuelle Themen und Ästhetiken zu diskutieren und insgesamt ein wenig diskursiven Staub aufzuwirbeln. Am 18. 2. ist aber schon der letzte Tag – und wer noch mal gucken möchte, kann dort unter den diversen Künstlern des Programms sogar zwei verita­ble Theatermänner antreffen, nämlich den österreichischen Dramatiker Händl Klaus und den kanadischen Regisseur und Dramatiker Bruce LaBruce. Beide gehören zu einer Veranstaltung, die „The New Queer Cinema“ diskutiert. Seit der Einführung des „Teddy“-Awards (der nun zum 30. Mal vergeben wird) gilt die Berlinale als wichtige Plattform für das internationale Queer Cinema. (HAU3: „Talents Teddy Talk: The Finally New Queer Cinema?“ 18.2., 11.30 Uhr. Alle Infos: www.berlinale-talents.de).

Dafür steht in der Volksbühne fast eine Art Filmstoff auf dem Theaterprogramm. Und zwar präsentiert Christoph Martha­ler, der Altmeister des entschleunigten Theaters, einen Country-und-Western-Abend, den er „Halleluja (Ein Reservat)“ überschrieben hat. Er befasst sich darin mit dem Phantasma des Indianers, der ja, wie wir wissen, seit Karl May die Verkörperung des deutschen Traums von Freiheit und Abenteuer ist. Auch in unseren Zeiten legen immer noch viele das Indianerkostüm an, um sich in Rollenspielen und im Wald temporäre Freiheitsreservate zu erspielen. Und irgendwie hat (zumindest im Idealfall) ja auch das Theater Züge eines solchen Reservats (Volksbühne: „Halleluja. Ein Reservat“, Premiere:18. 2. 19.30 Uhr).

Und damit wären wir dann bei einer der ältesten aller Theaterfragen angekommen, und zwar: „Wie wollen wir leben?“ Dieser Frage geht im Theater unterm Dach in seinem Stück „Die Zurückgebliebenen“ der 1983 geborene Schriftsteller Roman Ehrlich nach, dessen Sprache Die Zeit irgendwo zwischen Peter Weiss und Hans Henny Jahn verortet hat. Im von Christine Hofer inszenierten Abend geht es um Armut und das Leben an den Rändern der Gesellschaft, wo sich die Menschen zunehmend radikalisieren (Theater unterm Dach: „Die Zurückgebliebenen – Wie ihr leben wollt“, 18. & 19. 2., jeweils 20 Uhr).

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