: Flut ja, Hunger nein
Hamburger SchülerInnen, die für die Hungerhilfe im Sudan sammeln wollten, erhielten von mehreren Einkaufszentren dafür keine Erlaubnis. Der Tsunami war eine Ausnahme
Als die SchülerInnen einer 9. Klasse der Gesamtschule Winterhude im Januar für die Opfer der Tsunami-Katastrophe Geld sammelten, wurden sie überall freundlich unterstützt, erinnert sich ihr Lehrer Lars Garbode. Sowohl das Wandsbeker Einkaufszentrum Quarree als auch die Hamburger Straße und das EKZ-Steilshoop öffneten ihnen die Türen, so dass sie 4.600 Euro zusammenbekamen. Doch als sie nun in der „Woche der Welthungerhilfe“ für den Sudan sammeln wollten, wurde ihnen das verwehrt.
Um die Selbständigkeit der SchülerInnen zu fördern, hatte Garbode sie bei den Centern um Erlaubnis fragen lassen. „Das war sehr enttäuschend“, berichtet er. „Sie bekamen nur Absagen mit komischen Begründungen.“ Das Thema Sudan sei wohl „einfach nicht populär genug“. Obwohl dort zwei Millionen Menschen auf der Flucht sind und alle Hilfsorganisationen vor einer Katastrophe warnen.
Die taz sprach mit einigen Zentren. Schlüssig war die Absage aus Steilshoop. Dort sammelten die SchülerInnen der dortigen Gesamtschule für den Sudan, berichtet Center-Leiterin Gisela Heering: „Ich hab denen gesagt, ihr nehmt euch das gegenseitig weg.“ Die Verwaltung der Hamburger Straße wusste nichts von der Schüleranfrage und erklärte, der Zeitpunkt sei ungünstig. Das Haus werde gerade rundum renoviert.
„Hier hat keiner angerufen“, erklärte auch eine Sprecherin des Wandsbeker Quarree. Gleichwohl habe sie gerade drei Mädchen, die für die Welthungerhilfe sammeln, vor die Tür geschickt. Büchsenspendensammler ließe sie „grundsätzlich nicht zu“, weil es zu viele Anfragen gebe. Nach dem Tsunami habe man da eine „Ausnahme“ gemacht.
Die Tsunami-Ausnahme machte auch die ECE-Projektmanagement GmbH, die das Alstertal-Einkaufszentrum betreibt. „Wenn wir so was machen, machen wir es richtig und informieren mit Ständen“, erklärt Sprecher Robert Heinemann. „Es bringt wenig, wenn jemand mit der Büchse herumläuft.“
Die SchülerInnen wichen deshalb auf die Mönckebergstraße aus. Dabei bekamen sie rund 1.000 Euro zusammen, wovon im Sudan zwei Familien einen Brunnen bauen können. „Diesmal ist ihnen sehr viel Ablehnung entgegengeschlagen“, sagt ihr Lehrer. Das sei „auch ein Lernprozess“. Kaija Kutter