Zufall Zukunft

Wagnis Wer Zukunft will, muss sich aufs Unbekannte einlassen, sagt der Theoretiker Hans-Christian Dany

Sicher: Die Kopfschmerztablette wirkt immer schneller. Und auch auf der Datenautobahn: immer mehr Infos, immer schneller, durchs Glasfaserkabel und die Luft. Tatsächlich aber bewegt sich nichts mehr dahin, wo eine Zukunft sein könnte, ließe man sich tatsächlich auf das Unbekannte ein. Stattdessen nur: permanent beschleunigter Kreisverkehr, rasender Stillstand, Einkapselung ins Selbst und Sicherheitstechniken gegen alles Unberechenbare.

Allem Gerede von Beschleunigung zum Trotz, schreibt der Hamburger Künstler und Kunsttheoretiker Hans-Christian Dany in seinem neuen Essay „Schneller als die Sonne“ (Edition Nautilus, 128 S., 12,90 Euro): Zukunft finde in einer Gesellschaft, die sich immer mehr absichert, nicht mehr statt. Das Versprechen, in den reichen Zonen Mitteleuropas abgesichert zu überleben, habe „den Preis, dass alles bleibt, wie es war“.

„Morgen werde ich Idiot“ hieß 2013 Danys Vorschlag, einer von Selbstoptimierung besessenen Gesellschaft, die ihre Kontrolle kybernetisch durch Rückkopplung und Selbstregulation ausübt, zu entkommen: indem man sich der verordneten Kommunikation und all dem permanenten 360°-Feedback in Kindergarten, Schule, Konsum und Unternehmen schlicht verweigert, sprachlos wird.

Die Zukunft abzuschaffen und durch Prognosen zu ersetzten: Auch das, argumentiert Dany, sei eine kybernetische List, um das Ende einer – ihrerseits schon seit 40 Jahren ans Ende kommenden – Ordnung noch ein wenig aufzuschieben. Danys Ausweg? Blumig: Einfach ins Kopf-Raumschiff steigen, das Unmögliche wagen und auf in die zufallende Zukunft. MATT

Lesung und Diskussion: So, 7. 2., 20 Uhr, Golem