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Archiv-Artikel

„Keine Geisteraustreibung“

SPENDENSAMMLUNG Das Rathaus emfpängt fast 100 Sternsinger, die bis Sonntag durch Bremen ziehen

Von JPB
Stefanie Schmidt

■ 34, ist katholische Theologin und seit August Referentin für die katholische Jugendarbeit in Bremen.

taz: Frau Schmidt, wenn die Sternsinger hier im protestantischen Bremen umherziehen, denken da die meisten nicht an Halloween?

Stefanie Schmidt: Sie tragen ein buntes Sternsingergewand, keine Gruselkleidung. Es singen auch evangelische Kinder mit. Da sind wir offen. Manchmal wird den Kindern die Tür vor der Nase zugeschlagen. Wenn mir jemand etwas verkaufen will, wäre ich auch zurückhaltend. Es ist ja schon etwas besonderes, dass Kinder an der Tür stehen und Geld haben wollen.

Früher war das ja auch verboten, wegen Bettelei.

Es hat schon Trittbrettfahrer gegeben, die das Geld nicht dem Spendenziel zukommen ließen. Die Sternsinger heute haben einen kleinen Ausweis dabei, zur Authentifizierung. … dass sie echte Weisen aus dem Morgenland sind? Genau. Aber die Leute wissen ja auch, dass die Sternsinger kommen. Sie Tragen sich in den Gemeinden in Listen ein oder rufen dort an. Und dann wird an ihrer Tür gesungen? Beliebt ist „Stern über Bethlehem“. Und meistens gibt es noch ein Lied zum Motto, in diesem Jahr ist es Tansania. Danach wird der Segen ans Haus geschrieben.

Dieses Kreidezeichen?

Ja. Oft geht das nicht, dann gibt es einen Aufkleber mit 20* C+M+P *13.

Geheimnisvoll!

Das steht für die Jahreszahl und „Christus mansionem benedicat – Christus segne diese Haus“.

Also nicht für die Namen der Weisen – Caspar, Melchior und Balthasar?

Das ist nur eine Eselsbrücke ...

Das Zeichen soll das Böse abhalten?

Möglicherweise glauben das einige. Ich finde das eher befremdlich. Es ist kein verdinglichter Segen einer Geisteraustreibung. Wir sind in einer Zeit, wo solcher Aberglaube echter Begegnung weichen muss.

Die aber auch Geld kostet.

Die Kinder sind nicht da, um den Leuten das Geld aus dem Portemonnaie zu nehmen. Es ist auch okay, wenn man nichts gibt. Aber bleibt es nicht eine Spendensammelaktion der Katholischen Kirche, die eigentlich selbst genug Geld hat?

Ich kann die Aussage verstehen. Aber die Kinder sammeln ja nicht für einen neuen Computer für den Pastor, sondern für gleichaltrige Menschen in der ganzen Welt. Es soll auch an Kinderarmut in Bremen erinnert werden und daran, Bildung und Gesundheit für Kinder in den Griff zu kriegen. Interview: JPB

12 Uhr, Empfang im Rathaus