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Aufklärung folgt – vielleicht

WM-AFFÄRE Der Deutsche Fußball-Bund will sich schadlos halten und fordert klammheimlich von den Mitgliedern des WM-Organisationskomitees je 6,7 Millionen Euro ein

Franz und Fedor Foto: dpa

BERLIN taz | Mit den besten Vorsätzen ist der Deutsche Fußball-Bund ins neue Jahr gestartet. Transparenz und Offenheit hat sich die neue Führungsriege beim DFB auf die Fahnen geschrieben. So kündigte der Verband vor wenigen Wochen an, den Bericht der Wirtschaftskanzlei Freshfields, welche die fragwürdigen Vorgänge rund um die deutsche WM-Bewerbung für 2006 untersucht, am Tage der Veröffentlichung (4. März) noch ins Internet zu stellen.

Aber mit den guten Vorsätzen ist das so eine Sache. Man kann nicht einfach aus seiner Haut heraus. Allzu viel Aufmerksamkeit, das zeigen die neuesten Ereignisse, mag man beim DFB bei der Aufarbeitung der Vergangenheit auch nicht erzeugen. Als letzte Woche herauskam, dass der DFB Schadenersatz in Millionenhöhe von ehemaligen Mitgliedern des Organisationskomitees (OK) der WM 2006 fordere, bekannte Interimspräsident Rainer Koch, man habe sich bewusst dazu entschlossen, „einen möglichst geräuschlosen und unaufgeregten Weg zu beschreiten“. Und der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel beeilte sich fast verschämt das Lebenswerk von Franz Beckenbauer, an dem sich unter anderem der Verband schadlos halten will, zu würdigen.

Die Bild-Zeitung legte nach und offenbarte am Dienstag, der DFB habe Fedor Radmann, den früheren Vizepräsidenten des WM-Organisationskomitees, aufgefordert, innerhalb von 20 Tagen 6,7 Millionen Euro an den Verband zu überweisen. Genau jenen Betrag, den sich das WM-OK beim früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus lieh und den der DFB vor der WM 2006 auf ein Konto der Fifa weiterleitete. Wer davon profitierte, ist bis heute unklar.

Für einen kurzen Moment entstand der Eindruck, Radmann sei aus Sicht des DFB ein besonderer Bösewicht. Der sagenumwobene Strippenzieher, der gegenüber der Zeit einst einen etwas komplizierten Schwur ablegte: „Ich könnte beim Leben meiner sechs Kinder beschwören, dass ich felsenfest davon überzeugt bin, dass nicht ein Mensch von uns bestochen wurde.“ Am Dienstag verwahrte sich Radmann aber dagegen, er hätte in der Affäre eine Sonderstellung eingenommen. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Mir ist bekannt, dass das jeder bekommen soll oder schon bekommen hat [. . .] Alle. Also, das heißt: Beckenbauer, Zwanziger, Niersbach, Schmidt und ich.“ Er selbst habe der Aufforderung widersprochen, nun sei der DFB am Zug.

Im Sinne der vom Deutschen Fußball-Bund propagierten Transparenz wäre es interessant zu erfahren, aufgrund welcher Sachkenntnis den fünf OK-Mitgliedern einzeln die 6,7-Mil­lio­nen-Euro-Forderung zugestellt wurde. Bislang erklärte der Verband über eine Pressemitteilung nur, der DFB habe die notwendigen Vorkehrungen getroffen, um eine etwaige Verjährung von Ansprüchen des gemeinnützigen Verbands zu verhindern. Schließlich sieht man sich neben den Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft und des FBI, welche die Zahlungen im Zusammenhang mit den Fifa-Korruptionsfällen durchleuchten, auch den Nachforschungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ausgesetzt.

Ende 2015 hat man dementsprechend sogenannte Güteanträge bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle in Hamburg eingereicht. Diese richten sich gegen den früheren OK-Chef Franz Beckenbauer, Fedor Radmann, Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach, Horst Schmidt, den Testamentsvollstrecker von Robert Louis-Dreyfus und die Fifa. Sollte dem DFB wegen der WM-Affäre rückwirkend die Gemeinnützigkeit für das Jahr 2006 aberkannt werden, könnte der Gesamtschaden bis zu 25 Millionen Euro betragen.

Es geht um jenen Betrag, den sich das WM-OK beim früheren Adidas-Chef Louis-Dreyfus lieh

Insofern ist das Vorgehen des Verbandes nachvollziehbar. Es geht allerdings um weit mehr als um den Finanzetat. Der Glaubwürdigkeitsverlust wiegt schwerer. Das dürfte sich kaum ändern, wenn die dafür Verantwortlichen vom DFB unter dem Vorwand geschont werden, eine Schlammschlacht zu vermeiden, wie es DFB-Chef Rainer Koch formulierte.

Johannes Kopp

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