Was tun in Hamburg?
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Sa, 6. 2., 21 Uhr, Rote Flora

Lärmmaschinen

Wenn einem Musiker ­vorausgeschickt wird, er baue seine Instrumente selbst, dann rechnet mancher vielleicht mit Ukulelen aus Frühstücksflockenverpackungen oder sowas, mit einem anderen Sound jedenfalls als dem drastische Dröhnen von Tristan Shone alias „Author & Punisher“ (Foto): Dessen kein bisschen hintergrundtaugliche elektronischer Musik begeistert denn auch weniger Möbelbauer und Innenarchitekten als vielmehr echte Kerle – Phil Anselmo zum Beispiel, Front-Schreihals der 90er-Jahre-Metal-Sensation Pantera: Der produzierte A&Ps letztes Album und, nun ja, schrie auch ein wenig darauf herum.

 Was nun zu einer gewissen Pikanterie führt: Anselmo muss gerade die Netz-Community davon überzeugen, dass Hitlergruß und „White Power“-Sprüche, neulich beim Konzert, nicht ernst gemeint gewesen seien. Ob Hamburgs Antifa nun seinem Schützling Shone die Quittung präsentiert?

Do, 11. 2., 20 Uhr, Golem

Poptheorien

Im MKG lässt sich – in der Ausstellung „Geniale Dilletanten“ – gerade sein Frühwerk bewundern, hier nun spricht der Musiker und DJ und Radiomensch und Literat Thomas Meinecke mit Lu Seegers und Knud Andresen von der Hamburger Forschungsstelle für Zeitgeschichte über Pop als „Medium der Entgrenzung“. Ist der nur ein Verständigungstext zwischen den Generationen oder nicht doch eine Diagnose der Gesellschaft? Markiert er neue Bürgerlichkeit – oder transportiert subversive Sprengkraft? Wer das zu trocken findet: Der Wahl-Oberbayer mit der HFBK-Connection legt im Anschluss House aus den 1990ern auf.  ALDI

Do, 11. 2., 18.30 Uhr, Barmbek-Basch

Hammerkunst

Kunst, das war für Hans Weidt kein Spiegel, den man der Gesellschaft vorhält, sondern ein Hammer, um sie zu gestalten. 1904 in Barmbek geboren, verließ der Arbeitersohn mit 16 das Haus, um sich seiner Passion zu widmen: dem Tanz. 20 Jahre später beteiligte er sich am Hamburger Aufstand, wollte fortan die Themen der Arbeiterklasse tanzen, den Arbeiter darstellen, „wie er sein Leben schöner aufbaut“. So schreibt es Weidt in seinen Memoiren. „Tanz mit der roten Fahne“ hieß eines seiner ersten Stücke.

 1933 floh Weidt vor den Nazis nach Paris, aus Hans wurde Jean. Fünf Jahre später galt er mit seiner neuen Truppe Le Ballets 38 als „unangefochtene Nummer 1“ der französischen Tanzszene. Nach dem Krieg kehrte er nach Berlin zurück und wurde mit seiner Arbeit einer der zentralen Referenzpunkte für den Tanz in der DDR. Nach seinem Tod 1988 geriet Jean Weidt dann nahezu in Vergessenheit. Von seinen Arbeiten blieben nur ein paar Fotos und ein zehnminütiger Dokumentarfilm.

 Seit ein paar Jahren wird Jean Weidt von zeitgenössischen Choreografen und Tänzern wiederentdeckt. Im Rahmen der „Woche des Gedenkens im Bezirk Nord“ ist dem Barmbeker im Kulturzentrum Barmbek-Basch derzeit die Ausstellung „Tanz als Möglichkeit“ gewidmet. Am Donnerstag ist dort ein Tanzprojekt von Schülern der Privaten Stadtteilschule St. Georg zu sehen.  MATT