KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER FISCHTREPPEN : Ökologisches Alibi
Der Jubel ist verständlich. So viele Möglichkeiten, sich positiv zu präsentieren, hat der Energiekonzern Vattenfall in den vergangenen fünf Jahren nicht gehabt. Die Pannenmeiler Krümmel und Brunsbüttel, das Kohlekraftwerk Moorburg, ständige Strompreiserhöhungen – da müssen eben ein paar Fische herhalten als ökologisches Alibi: Der Multi wird bescheiden.
Europas größte Fischtreppe am Elbwehr Geesthacht ist, das sei klar gestellt, sinnvoll und nützlich. Sie ermöglicht einen größeren Fischreichtum in der mittleren und oberen Elbe und ihren Nebenflüssen, sie trägt zur Artenvielfalt und zur Verbesserung der biologischen Qualität des Flusses bei. Gut so.
Aber das Bauwerk, das der Konzern mit den alljährlichen Milliardenprofiten finanzierte, ist letztlich nur Teil des Greenwashing-Programms eines Monopolisten, der daran festhält, mit Uran und Kohle dreckigen Strom zu produzieren.
Umstritten ist auch weiterhin, ob die Fischtreppe als ökologische Ausgleichsmaßnahme für Moorburg zu akzeptieren ist. Umweltschützer bezweifeln das mit der Begründung, nach EU-Recht hätte diese Treppe ohnehin gebaut werden müssen. Dass nun Vattenfall sie bezahlt hat, nicht der Steuerzahler, ist keine Umwelt-, sondern Finanzpolitik.
Den Lachsen und Meerforellen kann das schnuppe sein. Allen anderen nicht.