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Ernster Schatten über den tollen Tagen

Sexualstraftaten Kurz vor Karnevalsbeginn stellen die Verantwortlichen in Köln ihr Sicherheitskonzept vor. Die Polizei setzt nach den Ereignissen der Silvesternacht auf zusätzliche Einsatzkräfte

Kölner Karneval: Schweine feiern auf dem Alter Markt Foto: dpa

KÖLN taz | So ernst war Köln vor den jecken Tagen noch nie. Im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums kamen gestern Mittag alle wichtigen Strippenzieher des Kölner Karnevals mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker an einem langen Tisch zusammen – von der Polizei über die Feuerwehr bis hin zu den Kölner Verkehrsbetrieben. Allen gemeinsam: entschlossene Mienen. Einzig Christoph Kuckelkorn, Leiter des Rosenmontagszuges, erinnerte mit roter Fliege und Karnevalsorden am Revers an die „fünfte Jahreszeit“.

„Feiern und Angst passen nicht zusammen“ – treffender hätte der neue Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies die ambivalente Stimmung nach den Übergriffen an Silvester nicht auf den Punkt bringen können. Durch Aufrüsten und konsequentes Eingreifen will die Kölner Polizei das Sicherheitsgefühl erhöhen, räumt aber zugleich ein, dass es hundertprozentige Sicherheit nicht gebe. An Weiberfastnacht werden mehr als doppelt so viele Polizisten wie im vergangenen Jahr im Einsatz sein, insgesamt mehr als 2.000 Beamte. Erstmals wird auch ein eigener Führungsstab bei der Polizei eingerichtet. Er wird eng mit einem Koordinierungsgremium zusammenarbeiten, einer Art Schaltzentrale, in der sämtliche Meldungen von Stadt, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten zusammenlaufen. Sie soll bei Gefahrenlagen koordiniertes Handeln gewährleisten.

Die Videoüberwachung wird in der Umgebung des Bahnhofs massiv ausgeweitet, spezielle Videokameras auf Polizeifahrzeugen eingesetzt. Konsequent will die Polizei eingreifen und richtet dafür unter anderem Gefangenensammelstellen für 400 Personen im Polizeipräsidium ein. Gegenüber 38 Personen, darunter Rocker, gewalttätige Fußballfans und nordafrikanische Taschendiebe aus der Silvesternacht, wurden bislang Platzverweise und Aufenthaltsverbote ausgesprochen, darüber hinaus zahreiche „Gefährderansprachen“ mit potenziellen Straftätern geführt.

Die Polizei treibt auch die angespannte Sicherheitslage nach den Pariser Anschlägen um. So appellierte der Kölner Polizeichef Mathies erneut an die Öffentlichkeit, auf das Tragen von täuschend echten Waffen zu verzichten – stellte dabei aber klar: „Es geht uns nicht um das Cowboykostüm mit kleiner Pistole“. Die Menschen sollten im Karnevalstreiben „gut aufeinander aufpassen“.

Zusätzlich zur Polizei wird die Stadt mit rund 400 Ordnungskräften im Einsatz sein. Stark frequentierte Orte, aber auch „dunkle Ecken“, etwa in der Bahnhofsumgebung, werden zusätzlich ausgeleuchtet. Außerdem wird mitten in der Innenstadt eine spezielle Anlaufstelle für Frauen – ein so genannter „Frauen Security Point Köln“ – eingerichtet. Frauenverbände bieten dort nach Belästigungen und sexuellen Übergriffen Beratung und psychosoziale Soforthilfe. In den vergangenen beiden Jahren gab es an Karneval jeweils rund 50 Anzeigen (von sexueller Nötigung bis Vergewaltigung), allein 2014 wurden sechs Vergewaltigungen angezeigt.

„Feiern und Angst passen nicht“

Polizeipräsident Jürgen Mathies

Oberbürgermeisterin Henriette Reker versicherte, die Stadt habe ihre Lektion gelernt: „Wir tun alles, dass sich die Vorfälle nicht wiederholen.“ Eine Zäsur ist spürbar: Nach Silvester 2015 ist die Unbeschwertheit des Karnevals dahin. Claudia Hennen

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