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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Seit sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland zum Ende der 1920er Jahre drastisch verschlechtert hatte, fand der Alltag der Bevölkerung sogar Eingang in die Musikkomödien der Ufa, die ihre eigene Wirklichkeitsflucht auf eine interessante Weise zu reflektieren begannen. In Ludwig Bergers Komödie „Ich bei Tag und Du bei Nacht“ (1932) können sich der Aushilfskellner Hans (Willy Fritsch) und die Maniküre Grete (Käthe von Nagy) vor allem deshalb nicht leiden, weil das Zimmer, in dem sie schlafen, aus wirtschaftlichen Erwägungen nachts an sie und tags an ihn vermietet ist. Eine Liebesgeschichte kann erst entstehen, als sie sich unerkannt kennen lernen und sich versehentlich gegenseitig für reich halten. Das wiederum kommentiert die Komödie mit einem Film im Film: Im Kino nebenan läuft eine besonders eskapistische Filmoperette, in der ein Liebespaar in ganz besonders viel Pomp schwelgt, während die Comedian Harmonists musikalisch-ironisch von „Alle Tage Sekt und Kaviar und ein Auto und ein Schloss sogar …“ schwärmen. Für Hans und Grete wird es letztlich nur zu einer Fahrt nach Sanssouci reichen. Der Film läuft im Programm zur Sonderausstellung „Alles nur Kulisse?!“ im Filmmuseum Potsdam, dazu gibt es ein Gespräch der Ausstellungskuratorin Annette Dorgerloh mit dem Musikwissenschaftler Wolfgang Thiel (28. 1., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

„Pierrot le fou“ (1965) ist Jean-Luc Godards romantischer Abenteuerfilm: mit Jean-Paul Belmondo und Anna Karina in Scope und Farbe, einigen Leichen, dem Tiger im Tank des Sportwagens sowie dem essayistischen Nachdenken über Literatur, Kunstgeschichte und Politik. Intelligent und schön (Om engl. U, 4. 2., 19.30 Uhr, Arsenal 2).

Alle neun erhaltenen Stummfilme Alfred Hitchchocks zeigt das Arsenal in den vom BFI restaurierten Fassungen. Los geht es mit Sir Alfreds Debüt „The Pleasure Garden“ (1925), einem interessanten Melodram um zwei Nachtclubtänzerinnen, in dem Moral und Figurencharakterisierungen nicht immer so sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Seine dritte Regiearbeit „The Lodger – A Story Of The London Fog“ (1926) hielt der Meister selbst für den ersten „richtigen Hitchcockfilm“, nicht zuletzt, weil er in dem Thriller erstmals das Motiv eines unschuldig Verfolgten einführte: Ein geheimnisvoller neuer Untermieter wird von einem eifersüchtigen Polizisten fälschlicherweise als jener Blondinen-Killer verdächtigt, der gerade London unsicher macht. Ein Film der falschen Fährten (The Pleasure Garden, engl. ZT, 1. 2., 20 Uhr; The Lodger, engl. ZT, 3. 2., 20 Uhr, Arsenal 1).

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