: THEATER
Theater Esther Slevogt
betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Im Jahr 2006 fand im HAU unter der Überschrift „Beyond Belonging“ das erste postmigrantische Festival statt – kuratiert von Shermin Langhoff. Zwei Jahre später übernahm Langhoff das Ballhaus Naunynstraße und eröffnete dort Deutschlands erstes postmigrantisches Theater, das mit hierzulande lange vernachlässigten Geschichten, kulturellen Erfahrungen und Ästhetiken seinen siegreichen Zug durch die Theaterinstitutionen machte. Inzwischen ist Shermin Langhoff Intendantin des Maxim Gorki Theaters. Das Ballhaus Naunynstraße ist mit seinen Suchbewegungen an der Basis in Richtung neuer und diverser Perspektiven auf die Kultur der deutschen Einwanderungsgesellschaft weiterhin eine wichtige Berliner Institution. Das zehnte Gründungsjubiläum nimmt das heute von Wagner Carvalho und Tuncay Kulaoglu geleitete Haus nun zum Anlass für einen Rückblick auf das, was erreicht wurde und noch erreicht werden muss. Die Kulturwissenschaftlerin Onur Suzan Nobrega hat ein Programm kuratiert, welches mit unterschiedlichen Gästen in einer Reihe von Veranstaltungen „10 Jahre Postmigrantisches Theater“ und dessen Einfluss auf die Theater- und kulturpolitische Landschaft in Deutschland diskutieren und in die Zukunft weiterdenken will. Das Programm geht im März an den Start. Doch jetzt wird schon einmal ordentlich Geburtstag gefeiert! Unterstützt von versierten Theater- und Partyfachkräften wie DJ Ford Kelly, DJ Yavuz Ak, Dance Floor Killer Machine, Pınar Erincin oder François Régis. (Ballhaus Naunynstraße: „10 Jahre Postmigrantisches Theater“, 30. Januar, 20 Uhr).
Und im Renaissance-Theater kann man dann noch einmal zurück auf die Zeiten blicken, als die bürgerliche Leitkultur als Emanzipationsinstrument einer neuen Klasse in Weimar entstand, einer Leitkultur, die inzwischen obsolet beziehungsweise so dringend reformbedürftig ist. Galionsfigur der bürgerlichen Leitkultur ist lange Johann Wolfgang von Goethe gewesen, um den es in Peter Hacks’ legendärem Monolog „Ein Gespräch im Hause von Stein über den abwesenden Herrn von Goethe“ geht. In fünf Akten erzählt Charlotte von Stein (also die Frau, die durch Goethes Briefe an sie sozusagen unsterblich gemacht wurde) ihre Beziehung zu Deutschlands oberstem Dichterfürsten aus ihrer Sicht und jagt dabei immer mal wieder das lorbeerbekränzte Dichterdenkmal durch den Schredder ihrer respektlosen Perspektive. In Berlin inszeniert Johanna Schall nun die berühmte Geschichte, mit Annika Mauer in der Titelrolle. (Renaissance-Theater: „Gespräch im Hause von Stein über den abwesenden Herrn von Goethe“, Premiere 31. Januar, 18 Uhr).
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