: Deutsche Reeder in schwerer See
WELTSCHIFFFAHRT 2010 werde zum Schicksalsjahr, warnt der Verband Deutscher Reeder. Zurzeit sei der Containertransport auf dem Meer ein Zuschussgeschäft. Hoffnung auf Besserung im übernächsten Jahr
Michael Behrendt bemüht die ganz großen Vergleiche. Die jetzige Krise der Weltwirtschaft sei „historisch einmalig“, sagt der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Reeder (VDR). Eigentlich wisse man nun erst, „was wirklich eine Krise ist“, denn bei früheren Konjunkturtälern „ging es ja nur um Gewinnreduzierungen“. Davon aber kann zurzeit keine Rede sein: „Die Zahlen sind nicht auskömmlich.“
Der Handelsschifffahrt geht es schlecht, lautet die Botschaft auf der Jahreskonferenz der deutschen Reeder im noblen Hamburger Hotel Atlantik, Metaphern wie „schweres Wetter“ oder „schwere See“ sind unvermeidlich. 2010 werde „das Schicksalsjahr“, sagt der Verbandschef – wer das übersteht, darf Hoffnung schöpfen. Die deutsche Schifffahrt habe ernste Probleme bei der Kapitalbeschaffung, die Bereitstellung von Eigenkapital sei nahezu zum Erliegen gekommen, so Behrendt, der im Hauptberuf Vorstandschef der größten deutschen Frachtreederei Hapag-Lloyd ist.
Frühestens für 2011 sei die Branche „wieder verhalten optimistisch“. Es gebe erste Anzeichen dafür, dass der Welthandel allmählich wieder in Schwung komme. Allerdings sei 2009 „erheblich schlechter verlaufen, als noch vor einem Jahr zu vermuten war“. Im weltweiten Containerverkehr sei bis Jahresende 2009 mit einem Rückgang von bis zu 20 Prozent zu rechnen. Die Frachtraten seien zeitweise um bis zu 80 Prozent gesunken, aktuell hätten sie sich bei etwa dem halben Wert des Jahres 2007 stabilisiert. „Diese Vergütungen sind nicht kostendeckend“, stellt Behrendt klar.
Bereits 566 Containerschiffe wurden vorübergehend stillgelegt, das sind etwa elf Prozent der gesamten Kapazität. Zudem seien seit Ende vorigen Jahres „weltweit keine Containerschiffe mehr bestellt worden“. Güter über die Weltmeere zu transportieren, sei ein Zuschussgeschäft geworden. „Ohne Schifffahrt aber“, warnt Behrendt, „gibt es keine Fortsetzung der Globalisierung“. SVEN-MICHAEL VEIT