: Was zählt, is „op Plat“
Traditionspflege Ostfrieslands Sportvereine sollen mit Plaketten ermuntert werden, Platt zu sprechen
Platt sprechen und steil flanken? Das soll in Ostfriesland gefördert werden. „Fit in Plat“ steht auf einer Plakette, mit der die ostfriesische Kulturkörperschaft „Ostfriesische Landschaft“ Sportvereine würdigen will, die sich besonders um die Förderung der heimischen Sprache verdient machen. Die Sportbünde Aurich, Leer, Wittmund und Emden, das Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft und der Sprachförderverein Oostfreeske Taal haben die Auszeichnung gemeinsam ausgelobt.
Geehrt werden Vereine, in denen mindestens eine Kinder- oder Jungendmannschaft „op Plat“ trainiert wird. Die ausgezeichneten Vereine sollten einen Plattdeutschbeauftragten haben und ihre Jahreshauptversammlung weitgehend auf Platt abhalten. Schön wäre es, wenn in der Vereinssatzung die Pflege der Muttersprache festgeschrieben wäre. Die Auszeichnung soll alle zwei Jahre verliehen werden.
„Die 670 Sportvereine Ostfrieslands sind Bastionen der ostfriesischen Sprache“, sagt Remmer Hedemann. „Bei uns im ländlichen Raum wird zu 80 Prozent Platt gesprochen. Das ist Amtssprache. Wer hier auf einem Rathaus arbeitet und kein Platt kann, soll umschulen“ – so rigoros urteilt der Vörsitter (Vorsitzende) des Kreissportbundes Aurich. Deswegen findet er es eine „tolle Sache“, dass jetzt gerade Platt fördernde Sportvereine ausgezeichnet werden. „Bei uns in der Region Aurich und Norden prot de Anwieser (Trainer) plat, die Mannschaft prot plat und das nicht nur in den Traditionsvereinen sondern auch auf dem Fussballplatz. Wer das nicht kann, muss sich anpassen“, stellt Hedemann klar.
Im Kreissportbund Aurich erfüllten schon jetzt über 50 Prozent aller Vereine die Bedingungen, so Hedemann. Ein Verein habe sogar seine Satzung auf Platt beim Amtsgericht deponiert. Das freut den Vörsitter. Sein Sportbund hat die Auszeichnung „Fit in Plat“, die aus einer Plakette fürs Sportheim und einer Urkunde besteht, mit einer Prämie von 250,- Euro für alle ausgezeichneten Mitgliedsvereine getoppt.
Wie traditionsverbunden seine Sportler seien, sehe man daran, dass es bei 310 Vereinen in seinem Verband allein 80 Boßelvereine gäbe. Und die hätten schließlich fast alle die Pflege der heimatlichen Traditionen in ihrer Satzung festgeschrieben. In den Städten sei das anders, so Hedemann. Emden beispielsweise, habe nur einen einzigen Boßelverein.
Skeptisch ist Egge Mansholt, stellvertretender Vorsitzender des KSB Leer: „Wir haben hier eine andere Situation als die Kollegen an der Küste. In unseren 13 Boßelvereinen wird auch schon deutsch gesprochen. Stellen Sie sich mal vor, da steht ein Zugewanderter aus Bayern, aus Baden-Württemberg und ein Flüchtling auf dem Platz und der Trainer prot plat. Dat geit nich!“
Entsprechend gedämpft sind vor Ort die Erwartungen an „Fit in Plat“. Das Platüütskbüro spricht von einer „nicht so hohen Zahl“ von Anmeldungen. Aber, so Mitarbeiterin Antia Willers: „Das ist bei uns eben so, viele melden sich noch mal schnell auf den letzten Drücker an.“ Noch bis zum 31. Januar können sich Vereine um die „Utteken“ (Auszeichnung ) bewerben. Thomas Schumacher
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