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Das Ding, das kommtKarnevalohne Knarren

Keine Cowboys mit Colts, keine Desperados mit Dynamit, keine Seeräuber mit Säbeln. Und erst Recht keine mit Kalaschnikows herumwedelnden IS-Dschihadisten, wie sie im vergangenen Jahr in Düsseldorf gesichtet wurden! Mit Lärm und Schrecken erregenden ­Kostümen das Böse vertreiben, darum geht es auch beim Braunschweiger Karneval, der sich seit 2005 ausdrücklich „Schoduvel“, also Teufelscheuchen, nennt.

Beim Erschrecken aber sollen die Jecken dieses Jahr bitte auf Waffenattrappen verzichten, rät dort wie schon zuvor in Köln und Düsseldorf die Polizei und bekommt Schützenhilfe durch den Karnevalsverein. Statt Finger am Abzug ist also Fingerspitzengefühl bei der Kostümwahl gefordert. Denn das Sicherheitsgefühl wolle man nicht – da greift Polizeisprecher Wolfgang Klages sprachbildlich noch mal kurz zur Waffe – „torpedieren“.

Schließlich wurde der größte norddeutsche Karnevalsumzug im vergangenen Jahr kurzfristig wegen „konkreter Gefährdung durch einen islamistischen Anschlag“ abgesagt. Im Mai wurden die Ermittlungen ergebnislos eingestellt. Dieses Jahr soll der Umzug deshalb aber unter dem Motto „Jetzt erst recht!“ ein Fest des Frohsinns, der Vielfalt und des Miteinanders werden, wünscht sich Oberbürgermeister Ulrich Markurth.

Und so fahren auf dem Wagen des Zugmarschalls names Baller der Bischof von Hildesheim, der Bischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig und der Vorsitzende des Rates der Muslime Braunschweig mit, ein Vertreter der jüdischen Gemeinden ist eingeladen. Auf einem anderen Wagen feiern Schiiten gemeinsam mit Aleviten, Sunniten und Jesiden. Aber auch der Terror fährt mit – als Gespenst aus Styropor.

Zumindest der eine oder andere männliche Karnevalist wird nun seine Kostümierungspläne für den großen Umzug am 7. Februar überdenken wollen. Denn bei Jungs steht, glaubt man aktuellen Trendlisten, nach wie vor neben imperialen Stormtroopern und anderen überwiegend bewaffneten Sternenkriegern und Superhelden vor allem der FBI-Agent ganz oben auf dem Kostümwunschzettel – bei Männern sein MI6-Kollege James Bond.

Zumindest das Tragen von Anscheinswaffen, also solchen, die von echten kaum zu unterscheiden sind, kann übrigens nicht nur im Auge des Betrachters zum Anwachsen des subjektiven Unsicherheitsgefühls führen. Sondern für den Träger auch ganz real ins Auge gehen: Seit 2008 ist das Führen solcher Attrappen in der Öffentlichkeit eine Ordnungswidrigkeit.

Besser also, man lässt es einfach bleiben. Dann fliegt nur in die Luft, was im Jahr vor der Absage erstmals als der Löwenstadt ganz eigene Form der Kamelle ersonnen wurde: die Braunschweiger Waffe, pardon: Waffel. MATT

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