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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Für die Filme eines einzigen Regisseurs wurde so etwas wie ein eigener Gattungsbegriff geschaffen: „Fantasy of Goodwill“ nannte der Filmhistoriker Richard Griffith die Filme von Frank Capra, der in seinen Werken ein stark idealisiertes Amerika erschuf, in dem der Gemeinsinn der sogenannten kleine Leute über die Gier des Einzelnen triumphiert. Das ist auch in „You Can’t Take It With You“ (1938) so: Hier spielt James Stewart den Sohn eines Finanztycoons, der sich in die Enkelin (Jean Arthur) eines Herrn Vanderhof (Lionel Barrymore) verliebt, dessen Grundstück benötigt wird, um ein Rüstungskonzernmonopol zu realisieren. Doch Vanderhof denkt gar nicht daran zu verkaufen, vielmehr hat er in seinem Haus eine Art frühzeitliche Hippiekommune geschaffen, in der Familienmitglieder und Freunde allein ihren Neigungen nachgehen. Das führt zu, mitunter (melo-) dramatischen, Spannungen zwischen allen Beteiligten, die jedoch in einer mit gutem Timing realisierten Komödie aufgelöst werden (OmU 24. 1., 19.30 Uhr, Arsenal 1).

„Feng er ti ta cai – Cheerful Wind“ (1981), die zweite Regiearbeit des später als herausragender Protagonist der Neuen Welle des taiwanesischen Kinos bekannten Regisseurs Hou Hsiao-hsien entstand noch komplett in einem kommerziellen Produktionssystem. Mit dem erfolgreichen Popsänger Kenny Bee in der Hauptrolle eines Blinden, der im Verlauf der Handlung seine Sehkraft wiedererlangt, erzählt Hou die etwas merkwürdige Liebesgeschichte zwischen eben jenem Sehbehinderten und einer Modefotografin, die auch noch als Vertretungslehrerin in der Provinz arbeitet, eine nie ganz geklärte Beziehung zu einem Werbefilmer hat und davon träumt, nach Europa zu reisen. Doch das Interessante an dem Film ist weniger seine Story, sondern Hous fast impressionistische Herangehensweise, die nicht auf lineares Erzählen angelegt ist, sondern viele – oft amüsante – Details wichtiger nimmt und damit eine Stimmung erzeugt, die den frühen Filmen der französischen Nouvelle Vague ähnelt (OmeU), 22. 1.–23. 1., 21 Uhr, Zeughauskino).

Einen auf Super-8-Material ge­filmten Beinahe-Stummfilm produzierte der kanadische Regisseur Guy Maddin mit seinem zweifellos faszinierenden Werk „Brand Upon the Brain“ (2006): Während sich die Struktur des Films an Abenteuerserials der frühen 1920er Jahre und die Ästhetik an expressionistischen Horrorfilmen orientiert, ist die Handlung um den von einer furchterregenden Mutter terrorisierten Jungen namens Guy zweifellos auch autobiografisch inspiriert (OmU, 23. 1., 20 Uhr, Arsenal 2).

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