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ProblemlösungenAnleitungvor Ort

Hamburger Soundtrack

von Nils Schuhmacher

Das Prinzip von „Vor-Ort-Anleitungen“ ist denkbar einfach: eine problematische Situation wird messerscharf erfasst und durch einige Hinweise wird das Problem einer Lösung zugeführt. Erfolgreich vorgenommen haben derlei Anleitungen an Ort und Stelle erfolgreich bislang nur Slime und die Kims: Kim Il-Sung, sein Sohn Kim Jong-Il und dessen Sohn, Kim Jong-Un, alles Staatschefs Nordkoreas, der Erstgenannte sogar Präsident auf Ewigkeit.

Mit Blick auf die Gruppe Slime erinnere man sich nur an die auf der Live-LP dokumentierte Problematik anwesender Skins. Ein kurzer Hinweis des Sängers („und ihr kleiner Scheißhaufen werdet dieses Konzert nicht in Arsch machen, sonst gibt es auf die Fresse so satt und lang, wie ihr noch nie auf die Fresse gekriegt habt“) – und das Problem war einer Lösung zugeführt. So auch sechs Jahre später anlässlich der Reunion der Band. Sie musste nur ihre Lieder vortragen und schon versetzte das Publikum im Anschluss dem Kapitalismus den Todesstoß, indem es in Altona Barrikaden aufbaute und in Brand steckte.

Und ungefähr darum soll es ja auch den Kims gehen. Zu diesem Zweck besucht der amtierende Staatschef zum Beispiel Fruchtplantagen, Schweinefarmen, Minen und dergleichen, verschafft sich ein Bild der Lage, gibt einen guten praktischen Tipp und bald gibt es schöneres Obst, ansehnlichere Tiere, besser brennende Kohle.

Im August vergangenen Jahres war auch die slowenische Gruppe Laibach (19. 1., Knust) in Nordkorea. Wenn man um den subversiven Hintergrund der Band weiß, nimmt man schnell an, dass es ihr dabei um Anleitungen der anderen Art ging. Sie haben die Ordnung nicht von außen zerstört (Slime) und auch nicht für ihre Optimierung gesorgt (Kims), sondern mit totalitärem Theater der Lächerlichkeit preisgegeben – ohne dass die Betreffenden es gemerkt hätten. Man kann aber kritisch anmerken: nicht mehr als l’art pour l’art – wem hilft’s (außer der Band)?

Vielleicht hat Henry Rollins (26. 1. Kampnagel), ehemals Sänger der Hardcoreband Black Flag, eine Antwort. Eine seiner Reisen führte ihn unlängst ebenfalls nach Nordkorea. Er fand es dort „nicht so gut“, was aber auch für den Kapitalismus gilt. Und davon wird er wohl auch berichten. Jetzt muss man eigentlich nur noch auf die sich daraus ergebende Vor-Ort-Anleitung warten.

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