: Der Unbelehrbare
RAUSWURF Die Fifa entlässt Generalsekretär Jérôme Valcke bereits zum zweiten Mal. Dem Franzosen werden diverse Verstöße gegen den Ethikkodex des Fußball-Weltverbands vorgeworfen
Die US-Justiz verdächtigt den 55-Jährigen, 10 Millionen Dollar aus Südafrika an die von Skandalfunktionär Jack Warner kontrollierten Fußballkontinentalverbände in Nord- und Mittelamerika (Concacaf) und in der Karibik (CFU) weitergeleitet zu haben. Der Kronzeuge Chuck Blazer, bis 2011 Generalsekretär des Concacaf hatte 2013 gestanden, dass bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2010 an Südafrika Bestechungsgelder geflossen sind.
Zudem hatte die Agentur JB Sports Marketing schwere Vorwürfe gegen Valcke erhoben. Vertreter der Agentur hatten einen Ticketingvertrag mit der Fifa für die WM-Turniere 2010 bis 2022 vorgelegt, in dessen Kontext Valcke eine „diskrete Gewinnbeteiligung“ zugesichert worden sein sollen.
Valcke, dessen Karriere 1984 als Journalist beim französischen Sender Canal+ begonnen hatte, bestritt das angebliche Fehlverhalten. Die entsprechenden Anschuldigungen seien „frei erfunden“ und „ungeheuerlich“, hatte Valckes New Yorker Anwalt Barry Berke mitgeteilt. Ins Zwielicht rückte den Funktionär aber auch, dass er im Rahmen von Verhandlungen schon vor der offiziellen Vergabe erklärte, die WM 2022 sei fest an Katar zugesagt.
Für den Hobbykickboxer ist das Gefühl der Entlassung nicht neu. Bereits im Dezember 2006 setzte die Fifa Valcke vor die Tür, weil er als Marketingchef mit der Kreditkartenfirma Visa einen Sponsoringvertrag abgeschlossen und den langjährigen Fifa-Partner Mastercard um das Recht der Erstverhandlung geprellt hatte. Obwohl die amerikanische Richterin ihn damals der „Mogelei“ und der „kommerzielle Lüge“ überführte und der Weltverband eine Strafe von 90 Millionen Euro zahlen musste, stellte ihn Fifa-Chef Sepp Blatter ein halbes Jahr später wieder als Generalsekretär ein. „Starke Leute holt man zurück“, so Blatter damals.
Von Korruption will Valcke in seinem Umfeld sowieso nie etwas mitbekommen haben. Im Oktober 2007 hatte er der britischen Tageszeitung Independent gesagt: „Ich kann auf meine Liebsten schwören, nie etwas gesehen zu haben bei der Fifa, das mich sagen ließe: ‚Oh, das ist korrupt.‘ “ Als kommissarischer Generalsekretär wird laut Fifa weiter Markus Kattner arbeiten.
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