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Archiv-Artikel

Malaria: Pflanze hilft besser als Pille

STUDIE US-Forscher hoffen auf breit zugängliche Medizin für Arme. Ärzte warnen vor geringer Dosierung

BERLIN taz | Blätter der Pflanze Artemisia helfen möglicherweise besser gegen Malaria als Medikamente mit dem Wirkstoff Artemisinin, der aus der Pflanze gewonnen wird. Das stellte eine Studie der Universität Massachusetts fest, die jüngst im Internet-Fachmagazin Plos One veröffentlicht worden ist. Im Tierversuch mit Mäusen zeigte das Forschungsteam um den Parasitologen Stephen Rich, dass der Verzehr von getrockneten Blättern des „Einjährigen Beifuß“ (Artemisia annua), bei nahezu gleichem Wirkstoffgehalt, mehr Malaria-Erreger tötete als Pharmaprodukte, die auf dem isolierten Wirkstoff Artemisinin beruhen. Den Tieren wurde der Erreger Plasmodium chabaudi verabreicht, der zwar Nagetiere befällt, aber viele Eigenschaften der Erreger teilt, die bei Menschen zu Malaria führen.

Grund dafür, dass die Blätter die Parasiten besser bekämpften, könnte sein, dass die rohen Pflanzenteile neben Artemisinin eine Vielzahl von Stoffen enthalten. Diese wirkten ebenso gegen Malaria, wenn auch in geringerem Maße, so die Biologin Pamela Weathers. Zu vermuten sei, dass sich die Wirkstoffe ergänzten. Malaria ist eine schwere Infektionskrankheit, die durch den Stich der Anopheles-Mücke übertragen wird.

Oliver Moldenhauer, Leiter der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen, warnt jedoch davor, in der Malaria-Therapie nur auf Artemisia zu bauen. Artemisinin sei einer der wenigen Wirkstoffe, gegen den es weltweit noch kaum Resistenzen gebe. Ihn allein und nicht in Kombination mit anderen Medikamenten einzusetzen hält Moldenhauer für fatal, da sich Resistenzen dann schneller ausbilden könnten. Beim Verzehr von Blättern bestehe außerdem die Gefahr zu geringer Dosierungen. „Der Wirkstoffgehalt der Pflanze kann stark variieren. Der Vorteil der klassischen Behandlung mit Medikamenten ist, dass man Stoffe kontrolliert einsetzen und kombinieren kann.“

Die Forscher aus Massachusetts aber sind optimistisch: Wenn weitere Tests die Ergebnisse bestätigten, könnte dies die Kosten einer Malaria-Therapie senken. Ein dezentraler Anbau der Pflanze würde die Medizin breit zugänglich machen, so Pamela Weathers.

FRANZISKA SCHULTESS